OT: The Secrets She Keeps, GB 2017, D 2019, Goldmann Verlag
„Ich habe das Warten gelernt“
Copyright: Goldmann Verlag
Zwei Frauen um die 30, zwei Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Meghan ist eine erfolgreiche Mami-Bloggerin, attraktiv, wohlhabend, verheiratet mit einem bekannten Sportreporter, mit einem offentsichtlich perfekten Leben. Sie hat einen kleinen Sohn und ist wieder schwanger. Agatha ist Hilfskraft in einem Supermarkt, arm, einsam und unauffällig. Auch sie erwartet ein Kind. Meghan hat Agatha noch nie bemerkt, doch Agatha weiß alles über Meghans Leben: was sie ist, wo sie wohnt, wie das Haus aussieht, mit wem sie trainiert, einfach alles.
Sie wusste eher, dass Meghan schwanger ist als deren Mann. Irgendwann reicht das aber Agatha nicht mehr. Sie, die immer benachteiligt war, unglaublich viel Pech hatte, keinerlei Chancen im Leben, möchte ein besseres Leben. Sie möchte eins wie Meghan. Dazu schmiedet sie einen Plan, der zunächst auch erstaunlich gut funktioniert. Dabei ist sie bereit über Leichen zu gehen. Doch auch Meghan hütet ein Geheimnis.
Der Plot ist nicht neu. Ähnliche Geschichten habe ich bereits früher gelesen, doch der Thriller ist, wie alle Bücher von Michael Robotham, sehr spannend und flüssig geschrieben. Erzählt wird das Ganze in der Ich-Form, abwechselnd von Meg und Agatha, was der Leserin die Möglichkeit gibt, die emotionale Entwicklung der Figuren sozusagen live mitzuerleben. Agatha, die am Anfang ganz normal zu sein scheint und deren Verwirrung oder eher Verirrung stückweise zum Vorschein kommt, ist nicht nur ein Monster, sondern man empfindet ihren Schmerz und kann ihre Gedankengänge verstehen. Auch Meghans Leben ist nicht so perfekt, man erfährt, dass sie Probleme mit ihrem Mann hat. Sie macht sich Sorgen wegen des Babies, doch im Grunde sind das alles Luxusprobleme, verglichen mit Agatha. Man kann sie beide verstehen, möchte beiden helfen, doch unausweichlich läuft das Ganze auf eine Katastrophe hinaus. Sehr spannend, gut zu lesen.