Gil Ribeiro: Lost in Fuseta

Ein Portugal-Krimi

D 2017, Verlag Kiepenheuer & Witsch

Ein Krimi zum Verlieben

Copyright: Verlag Kiepenheuer & Witsch

Im Zuge des Austauschprogramms „Lernen von den Besten“ zwischen Deutschland und Portugal bekommt die Kripo in Fuseta an der Algarve einen Kommissar aus Hamburg, Leander Lost, zugeteilt. Da knallen die Welten aufeinander. Die liegenswert lässige Lebensart der Portugiesen, vertreten durch die Kriminalkommissarin Graciana Rosada und Sub-Inspektor Carlos Esteves, ihre etwas schwerfälligen Kollegen Ana Gomes und Luis Dias und den ehrgeizigen, aber nicht gerade superintelligenten „Spanier“ Sub-Inspektor Miguel Duarte, treffen auf einen superkorrekten Deutschen im schwarzen Anzug, mit weißem Hemd und Krawatte. Auf dem Weg vom Flughafen zu seiner zukünftigen Wohnung werden sie zu einem Todesfall gerufen. Der schmierige Privatdetektiv O Olho, eigentlich Markus Conrad, wurde tot in einem Boot gefunden, das auf Grund gelaufen ist. Unfall oder Mord? Als sie seine Wohnung durchsuchen wollen, den Deutschen immer im Schlepptau, werden sie von einem illegalen Einwanderer überrascht, der offensichtlich das Apartment abfackeln will. Graciana wird niedergeschlagen und der Brandstifter nimmt Sub-Inspektor Esteves als Geisel, indem er ihm ein Messer an die Kehle hält. Leander Lost hat keine andere Möglichkeit, als zu schießen: erst auf seinen portugiesischen Kollegen, dann auf den Geiselnehmer. Damit macht er sich bei seinen neuen Kollegen nicht gerade beliebt.

Auch dass er nicht lügen kann, nicht mal eine freundliche Notlüge, entspannt die Situation nicht. Da ist es fast Nebensache, dass der Geiselnehmer verhaftet werden kann. Leider gelingt es ihm in letzter Sekunde, die Wohnung von O Olho in Brand zu setzen. Alle möglichen Hinweise scheinen verloren. Doch da stellt sich ein ungeheures Talent von Leander Lost heraus: Er hat ein fotografisches Gedächtnis und kann praktisch jede Notiz und jedes Foto, das vorher dort hing, genau beschreiben, auch wenn er es nur für Sekunden gesehen hat. Mit seiner Hilfe kommen die Kommissare einem ungeheuerlichen Skandal auf die Spur.

Schon lange habe ich ein Buch nicht mehr so schnell und mit soviel Vergnügen gelesen. Die Figuren in diesem Buch sind so liebenswert und auch der deutsche Kommissar mit dem kleinen Problem ist absolut unwiderstehlich. Es ist herzerfrischend, wie sich die beiden Seiten aneinander annähern, erst recht, nachdem Leander sich so sehr unbeliebt gemacht hatte, indem er auf Carlos Esteves geschossen hat. Die Landschaft und die Menschen an der Algarve werden mit einem freundlichen Blick gezeichnet, dennoch wird die wirtschaftliche Situation an der Algarve nicht schöngeredet.

Der Krimi ist fesselnd geschrieben, in sich logisch, und was stört es groß, wenn die Deutschen mal wieder als nörgelnde, kleinkarierte Touristen geschildert werden, die zu wenig Trinkgeld geben und nur dort essen, wo es große Portionen, statt dort, wo es gutes Essen gibt. Das alles gilt jedoch nicht für Leander, denn der ist anders, wirklich anders. Wann kommt der nächste Band?

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