David Frogier de Ponlevoy: Hanoi Hospital

Copyright: Verlag Conbook

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D 2015, Verlag Conbook

Die junge Studentin Anne, eigentlich Vân Anh, Tochter einer deutschen Mutter und eines vietnamesischen Vaters, kommt für ein Praktikum nach Hanoi. Sie lebt eigentlich in Stuttgart, kennt Hanoi jedoch von vielen Ferienaufenthalten bei ihrer vietnamesischen Familie. Daher ist Hanoi für sie in gewisser Weise auch zuhause und eine willkommene Abwechslung zur deutschen Heimat.

Annes Cousine Linh, etwa gleich alt, arbeitet als Rechercheurin beim Radiosender VOV in Hanoi. Sie möchte eigentlich Journalistin sein, hält sich selbst aber nicht für gut genug. Als sie eines Tages in einem Krankenhaus recherchiert, wird sie zufällig Zeugin des Todes einer alten Frau. Der alten Frau läuft Blut aus der Nase, ihr Gesicht läuft blau an und sie stirbt.

Einige Tage später sieht Linh, wie ihre Kollegen im Internet ein Video anschauen, in dem ein Junge auf die gleiche schnelle und ungewöhnliche Art stirbt. Ihr Interesse ist geweckt. Als auch ihre und Annes Großmutter auf die gleiche Art stirbt, tut sie sich mit Anne zusammen. Sie wollen herausfinden, wie es zu den Todesfällen kommt.

Schnell kommen sie dahinter, dass die Todesfälle mit dem Medikament Vitazam zusammenhängen müssen. Doch was genau steckt dahinter?

Beim Lesen hat man den Eindruck, dass es dem Autor nicht so sehr darum geht, einen Thriller zu schreiben, sondern uns mehr das Leben im modernen Vietnam zeigen möchte, das er offensichtlich gut kennt und liebt. Er beschäftigt sich auch ausführlich mit der Zerrissenheit, die man wohl fühlt, wenn man aus zwei Welten stammt. Für mich war es sehr interessant, etwas über das Leben in Vietnam zu erfahren. Ich hatte mir das ganz anders vorgestellt. Vietnam kenne ich eigentlich nur aus Filmen über den Vietnamkrieg (1960er und 70er Jahre) und von heutigen Reisefotos, die sanfte grüne Landschaften und freundliche Menschen zeigen. Nichts davon hat mit der Realität des heutigen Hanois zu tun. Spannend fand ich es auch, zu erfahren, wie es in vietnamesischen Krankenhäusern zugeht. Es erinnerte mich sehr an die Beschreibungen von Anne Perry über Krankenhäuser in der viktorianischen Zeit, wo die Patienten auch arm dran waren, wenn sie keine Verwandten hatten, die sich um sie kümmerten.

Die Krimihandlung ist ganz okay, wenn auch nicht atemberaubend. Durch die vielen Beschreibungen von Land und Leuten ist die Story etwas langgezogen, doch gelangweilt habe ich mich beim Lesen nicht.

Der Autor ist Deutsch-Franzose. Er hat 8 Jahre in Vietnam gelebt und dabei unter anderem beim nationalen Radiosender VOV gearbeitet, bei dem auch seine Protagonistin Linh angestellt ist. Er hat ein Buch über Vietnam veröffentlicht, in dem er das Land in 151 Momentaufnahmen darstellt. Wenn man das weiß, erklärt sich auch das Thema des Thrillers. Auf jeden Fall ein lesenswertes Buch.

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