Hörbuch
Verlag argon Hörbuch, D 2009
gelesen von Reiner Schöne (gekürzte Lesung)
6 CDs
Berlin 1930: Kriminalkommissar Gereon Rath hat seinen zweiten Fall zu lösen. In vier Krimis von Volker Kutscher ist er bisher aufgetreten und hat schnell eine Fangemeinde gefunden. In dieser Folge geht es um Morde an Filmschauspielerinnen. Der Titel „Der stum-me Tod“ deutet auf das Ende der Stummfilmära hin: Wie man sich vorstellen kann, waren damit für die damalige Filmindustrie große Umbrüche verbunden.
Das erste Opfer wird von einem plötzlich herunterstürzenden Scheinwerfer zu Boden geworfen, ihr Kleid fängt Feuer, ihr Ehemann, ebenfalls Schauspieler, löscht mit Wasser, und der durch den Kurzschluss ausgelöste Stromschlag tötet die bekannte und beliebte Schauspielerin. Wie konnte es geschehen, dass der Scheinwerfer auf die Bühne fiel? Dahinter steckt Sabotage, der Tod der Schauspielerin war jedoch nicht beabsichtigt.
Gereon Rath ist der Typ Kommissar, der gerne eigene Wege geht und sich oft nicht um Befehle seiner Vorgesetzten schert. Dies gilt insbesondere, solange „Buddha“, sein richtiger Chef, auf Dienstreise im Rheinland ist. Raths derzeitiger Vorgesetzter, Oberkommissar Böhm, genannt „Die Bulldogge“, schikaniert Rath, wo er nur kann. Der Hörer merkt aber schnell, dass Böhm nicht nur engstirnig ist, sondern auch die Dimensionen des Falles nicht richtig einschätzt.
Wenige Tage später ist eine weitere Schauspielerin verschwunden. Zwar wollte sie eigentlich verreisen, aber ihre Koffer wurden bei der Gepäckaufbewahrung abgegeben, und sie wurde vor einem Kino von einem Unbekannten abgeholt. Wenig später wird sie ermordet aufgefunden.
Welche Rolle spielt der Filmverleiher Markwart, der in einer beeindruckenden Villa am Wannsee residiert? Wie ist seine Beziehung zum Filmproduzenten Oppenberg, und wie weit reicht dessen Konkurrenz zu Bellmann?
Volker Kutscher gibt dem Roman das nötige Zeitkolorit. Die Schilderung Berlins, die Lebensweise der Polizisten, die teils in möblierten Zimmern wohnen müssen, teils, wie Gereon Rath, eine Wohnung haben, mit Telefon und Plattenspieler, auf dem er amerikanische Jazzplatten hört, all dies macht das Geschehen lebendig und anschaulich.
Gereon Rath muss sich selber noch in Gefahr begeben, bis das Rätsel um die Morde gelöst wird. Dass er zum Schluss auf seine Freunde bauen kann, und dass auch seine Liebe zu Charlie, der schmerzlich vermissten Freundin, wieder erwacht, das freut den Hörer des Buches sehr.
Reiner Schöne mit seiner tiefen, etwas kratzigen Stimme liest das Buch sehr überzeugend. Zwar macht er nicht den Ton der Dreißiger Jahre mit den damals gerollten „r“ nach, aber sein Vorlese-Stil klingt so, wie er sein muss: ein bisschen mysteriös, immer genau den gerade handelnden Figuren entsprechend, in jedem Fall eine souveräne Leistung.
Das Hörbuch hat mir insgesamt richtig gut gefallen. Kleine Einschränkung: Zu Anfang „zieht es sich“ ein bisschen. Auch sind die Eigenmächtigkeiten des Kommissars doch etwas übertrieben; nach der x-ten Eigentour wirkt dieses Motiv doch leicht überzogen. Das schmälert aber nicht den Gesamteindruck: sehr empfehlenswert!