Martin Cruz Smith: Nacht in Havanna

(Arkadi Renko Bd.4), Hörbuch
Buchausgabe Deutschland 1999
Verlag Random House audio
gelesen von Peter Matic (gekürzte Lesung)
5 CDs, auch erhältlich als Hörbuch-Download, 350 Minuten

Der russische Ermittler Arkadi Renko ist in Havanna, weil er die Leiche eines Russen namens Pribluda identifizieren soll. Das Ganze ist etwas mysteriös, denn er ist in Kuba gelandet, und erst einen Tag später sollte die Leiche geborgen werden. Offenbar muss ja der Tod von Sergej Pribluda schon bekannt gewesen sein, wenn man Arkadi Renko aus Moskau einfliegt. Die Identifizierung erweist sich als schwierig, denn der Tote ist im Wasser schon so weit verwest, dass man ihn nicht erkennen kann: Als ein Taucher den Körper aus dem Wasser zieht, löst sich das Gesicht auf.

Während der Bergung wird Renko mit den Vorurteilen gegenüber Russen konfrontiert. Während der Sowjetherrschaft sind diese wohl im Land wie die Herren aufgetreten, und das kubanische Volk steht nun auf eigenen Füßen. Der Tote jedenfalls war offiziell „Zuckerattaché“, in Wirklichkeit eher Angehöriger des russischen Geheimdienstes. In seiner offiziellen Funktion vertrat er die russischen Handelsinteressen, die Zucker aus Kuba bezogen und im Austausch dafür Maschinenteile lieferten. Inoffiziell aber, so findet Arkadi Renko nicht ohne Mühen und Umwege heraus, war er einer ganz anderen Sache auf der Spur, die in die Vergangenheit kubanisch-russischer Afrika-Einsätze hineinreicht und bis zu einem geplanten Attentat gegen Fidel Castro führt.

Bis das ans Licht kommt, sieht sich Arkadi mit Angriffen gegen sein Leben konfrontiert, die man nicht mehr mit den üblichen Aversionen gegen Russen erklären kann. Im Kampf tötet er Rufo, einen kubanischen Polizisten, später stellt ihm ein Sargente Luna nach. Zur Verbündeten wird die Kommissarin Ophelia Orsorio, die auch gegen Korruption in Polizeikreisen vorgeht. Dabei engagiert sie sich gegen Prostitution und die Ausbeutung der kubanischen Frauen durch westliche Touristen.

Arkadi ist ein melancholischer Detektiv. Seine Freundin Irina ist im Krankenhaus an einer Penizillin-Dosis gestorben, eigentlich war bekannt, dass sie dagegen allergisch war. Arkadi ist schon fast so weit, sich selbst umbringen zu wollen; indem man ihm jetzt nach dem Leben trachtet, erwachen seine Lebensgeister wieder.

Die Handlung entwickelt sich langsam, es gibt Umwege und Abschweifungen. Dabei kommt das Lokalkolorit von Havanna nicht zu kurz; kannte man Arkadi Renko in seiner Moskauer Umgebung, so war er auch dort eher melancholisch, eher resigniert; hier auf Kuba könnte sich der Hörer mehr Lebenslust vorstellen, dies kommt aber eher verhalten durch. Dennoch hört man die Story mit Vergnügen und Anteilnahme, und was zunächst unverständlich scheint, wird zum Schluss klar.

Zum Hörgenuss wird das Buch durch die Stimme von Peter Matić, bekannt als Schauspieler und Synchronsprecher von Ben Kingsley (Mahatma Gandhi), außerdem durch viele Hörbuchproduktionen. Das Besondere an seiner Stimme kann man nur schwer beschreiben, man muss es hören!

Dem Rezensenten ist ein weiterer Roman von Martin Cruz Smith, nämlich Stalins Geist, gesprochen von Dietmar Wunder, bekannt – auch gut, aber mit der Stimme von Peter Matić wird dieses Hörbuch zum besonderen Erlebnis: eindeutige Empfehlung!

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