Claus Cornelius Fischer: Und vergib uns unsere Schuld

Hörbuch
Deutschland 2007, lübbe audio Verlag
gelesen von Stephan Benson (gekürzte Lesung)
6 CDs

Mal etwas anderes: Ein Kommissar, dessen Frau, erst 55 Jahre alt, an Alzheimer erkrankt ist. Bruno van Leeuwen, so heißt der Amsterdamer Commissaris, kümmert sich liebevoll um seine Frau, auch wenn er weiß, dass sie unheilbar krank ist, dass es keine Hoffnung auf Besserung gibt. Er weigert sich zunächst, sie in ein Heim zu geben, und lässt sie zu Hause betreuen. Das geht nicht ohne Schwierigkeiten, sei es, dass er die Pflegerin zu lange mit seiner Frau allein lässt oder sei es, dass ihm sein Vorgesetzter vorwirft, er könne seinen dienstlichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, und ihn nach einer Ermittlungspanne, bei der van Leeuwen sich vor eine Kollegin stellt und die Schuld auf sich nimmt, vom Dienst suspendiert.

Natürlich geht es auch um einen Mord: Ein Junge ist nachts im Vondelpark ermordet worden. Er hatte Angst, durch den Park zu gehen, und fühlte sich verfolgt. Er wird von einem rätselhaften weißen Wesen überfallen, der Hörer der Mordszene, die ganz zu Anfang gelesen wird, kann sich zunächst keinen Reim darauf machen, was da geschieht. Etwas später gibt es Hinweise auf den möglichen Täter, einen schwarzen Jugendlichen.

Ein zweiter Jugendlicher wird ermordet. Seinem Körper sind die Nieren und das Gehirn entfernt worden, das Blut wurde abgelassen, und es finden sich noch weitere Verstümmelungen. Mittlerweile hat Commissaris van Leeuwen einen Verdächtigen, weil er von Freunden des zuerst ermordeten Jungen weiß, dass es irgend etwas mit Ärzten, Krankenhaus usw. zu tun hat, und die Annahm ist zunächst, dass die Jungendlichen über diese Quelle an Drogen oder Medikamente gekommen sind. Das bleibt aber alles etwas vage und undeutlich.

Die Krankenhaus-Spur führt zu einem Mediziner, Professor Pieters, der, wie es heißt, kurz vor der Verleihung des Nobelpreises steht, weil er durch Forschungen im Bereich der Creutzfeld-Jacob-Krankheit und Alzheimer hervorgetreten ist. Dieser Professor hat Forschungsreisen nach Neuguinea gemacht, wo ihm von einem steinzeitlichen Urvolk berichtet wird, das unter seltsamen Krankheiten leidet, von der nur alte Frauen und männliche Jugendliche befallen werden. Mit ein paar einheimischen Trägern macht er sich dorthin auf, und nach tagelangem Marsch durch den Urwald wird er dort freundlich aufgenommen.

Jetzt wird es etwas, gelinde gesagt, unappetitlich, denn die Ursache für diese Erkrankungen liegt in einer besonderen Art des Kannibalismus begründet. Verstorbene werden nämlich in einem Ritual gekocht und verspeist, aber nur von Frauen und Jugendlichen, denen ansonsten der Zugang zu Fleisch durch die Männer des Stammes verwehrt ist. Kein Wunder, dass sie sich auf diesem Weg anstecken.

Dies kommt natürlich nicht direkt heraus, sondern nur dadurch, dass Kommissaris von Leeuwen in das Landhaus des Mediziners eindringt und dort ein Reisetagebuch liest. Vorher hat er schon erfahren, dass der Arzt mehrere Jugendliche des Stammes in die Niederlande geholt hat. Unter dem Deckmantel der Adoption konnte der Mediziner seine pädophilen Neigungen verbergen.

Der Leser dieser Hörbuch-Besprechung kann sich nun schon denken, dass die untersuchten Morde etwas mit dem Professor und seinem Adoptivsohn zu tun haben; aber damit habe ich nicht viel vorweggenommen, denn auch im (Hör-)buch ist der Zusammenhang irgendwann klar. Bis es zur wirklichen Lösung des Falles kommt, vergeht aber noch Zeit. Zwischendurch geht dann auch wieder um das Schicksal der Frau des Kommissars, Simone van Leeuwen, und der Frage, ob auf Dauer eine Unterbringung in einem Pflegeheim sinnvoll wäre.

Insgesamt kommt dieses Hörbuch in meiner Bewertung auf vier von fünf Sternen: Es ist gut erzählt, durchaus spannend, aber nicht reißerisch, und der ermittelnde Commissaris und auch sein Team sind sehr sympathische Zeitgenossen. Die Ritualmorde, um die es geht, und deren Hintergrund sind nicht nur starker Tobak und nichts für schwache Nerven, mir kommt das Ganze auch nicht immer plausibel vor. Diese Einschränkung gilt aber für viele Krimis, die heutzutage geschrieben und veröffentlicht werden, und soll deshalb keinen besonderen Kritikpunkt am Autor Claus Cornelius Fischer darstellen.

Stephan Benson, der Vorleser, macht seine Sache gut. Er versteht es, sowohl die spannenden als auch die eher emotionalen Szenen und Kapitel gut zur Geltung zu bringen, und es macht Freude, ihn die niederländischen Namen und Titel aussprechen zu hören. Ich weiß jetzt jedenfalls, dass man den Vornamen Simone durchaus anders ausspricht als im Deutschen.

 

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