OT: Watashi ga kare wo koroshita, Japan 2002, D 2016, Verlag Klett Cotta
Der berühmte Drehbuchautor Hodaka Makoto ist ein gefühlloser Widerling. Um Karriere zu machen und/oder Frauen aufzureißen, trampelt er rücksichtslos auf den Gefühlen anderer Menschen herum. Ausgerechnet bei seiner Hochzeit, vor den versammelten Hochzeitsgästen und seiner Braut Miwako Kanbayashi, einer gefeierten Lyrikerin, bricht er tot zusammen. Schnell stellt sich heraus, dass er vergiftet wurde. Zusätzlich wird die Leiche seiner Exfreundin aufgefunden, die mit dem gleichen Gift Selbstmord begangen hat. Da er ein solches Ekel war, haben nicht wenige Menschen ein Motiv, allerdings weit weniger die Möglichkeit.
Da ist zunächst Takahiro Kanbayashi, der Bruder der Braut. Er liebt seine Schwester auf sehr unbrüderliche Weise und konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie diesen Widerling heiraten wollte. Dann gibt es noch den Manager Naoyuki Suruga. Er liebt die Exfreundin, doch Hodaka nahm sie ihm weg und missbrauchte Naoyuki sogar, um sie loszuwerden. Auch sonst ließ er ihn immer seine Schwierigkeiten beseitigen. Die dritte Verdächtige ist Kaori Yukizasa, sowohl Lektorin des Toten als auch der Lyrikerin. Sie hatte selbst einmal ein Verhältnis mit Hodaka, welches nicht glücklich geendet hatte. Doch wer war es? Wer hatte die Gelegenheit, das Medikament, das Hodaka häufig nahm, gegen eine manipulierte Kapsel auszutauschen? Inspektor Kaga ermittelt…
Und wenn Sie jetzt denken, ich verrate Ihnen den Mörder, dann täuschen Sie sich. Wenn ich ehrlich bin, kenne ich ihn selbst nicht. Wer genau wissen will, wer es ist, muss die Seiten am Ende des Buches, die eine Anleitung zur Lösung des Falles enthalten, aufschlitzen und kann dann herausfinden, wer es ist. Ich gebe zu, das ist nicht mein Ding. Ich habe keine Lust, anhand der Anleitung das Buch praktisch noch einmal durchzuarbeiten und so auf den Mörder zu kommen, wenn ich nicht sicher bin, dass meine Lösung stimmt. Das erinnert mich doch sehr an „16 Uhr 50 ab Paddington“ von Agatha Christie. Da rätsele ich schon seit 30 Jahren, wenn die Haushälterin/Detektivin heiraten wird. Miss Marple weiß es, ich leider nicht.
Das relativ abrupte Ende hat mir nicht gefallen. Das ist so wie bei „Otherland“ von Tad Williams, bei dem ich vorher nicht wusste, dass es insgesamt vier Bände sind. Ich kam am Ende des ersten Bandes an und: Zack – Ende. Da fühlte ich mich ähnlich gefoppt, nur dass ich hier die anderen Bände noch lesen konnte, um zu erfahren, wie es ausgeht (Super Bücher übrigens). Das ist aber das einzige, was mir an „Ich habe ihn getötet“ nicht gefallen hat.
Ansonsten ist der Krimi gut geschrieben. Man liest und liest. Interessant auch die chronologische Abfolge der Erzählung, jeweils von einer der Hauptpersonen weitergeführt. Nicht wie bei „Rashomon“ von Akira Kurosawa, bei der die gleiche Geschichte aus verschiedenen Perspektiven immer neu erzählt, sondern mehr wie bei Wilkie Collins „Die Frau in Weiß“. Der Autor selbst macht eine Anspielung auf Agatha Christie, aber woran ich vor allem denken musste, war Inspektor Columbo. Inspektor Kaga hat genau wie Columbo die Angewohnheit, aus der Tür zu gehen und dann in der letzten Minute die Nase noch einmal hereinzustecken und eine scheinbar unwesentliche Frage zu stellen, die sich aber als sehr wichtig herausstellt. Es würde mich interessieren, ob der Autor Columbo kennt und ebenfalls an ihn gedacht hat.