Theresa Prammer: Die unbekannte Schwester

D 2017, List Verlag

Ein toter Journalist in der Badewanne

Das Cove von Die unbekannte Schwester

Copyright List Verlag

Carlotta Fiore, gescheiterte Opernsängerin und ehemalige Kaufhausdetektivin, Tochter der berühmten Opersängerin Maria Fiore, hat es geschafft, dass der Wiener Polizeichef sie als Mitarbeiterin in die Mordkommission übernimmt. Hier kann sie sogar mit Konrad Fürst, ihrem Vater, zusammenarbeiten, der nach Jahren im Koma endlich wieder erwacht ist. (Wenn man das so liest, klingt es ein bisschen melodramatisch, ist aber ganz handfest.) Er war vor vielen Jahren ein hervorragender Kriminalbeamter, bis er seine Tochter Carlotta (eigentlich Julia) als Kind verlor. Carlotta ist zufrieden, dass sie ihr Ziel erreicht hat, aber das kann man nicht von allen in ihrer Umgebung sagen. Die neuen Kollegen, vor allem die weiblichen, lassen sie sofort spüren, dass jemand ohne Ausbildung bei der Mordkommission nichts zu suchen hat. Auch ihr Lebenspartner und Vater ihres Kindes, Hauptkommissar Hannes, scheint nicht begeistert zu sein.

Als Carlotta und Konrad zu ihrem ersten Einsatz fahren, bekommt Carlotta den Schock ihres Lebens. In der Wohnung des Journalisten Anton Jäger, der anscheinend Selbstmord begangen hat, findet sie einen Zettel mit ihrem Namen darauf. Beim Versuch, den Zettel verschwinden zu lassen, wird sie prompt erwischt. Kurze Zeit später wird sie von dem Fall abgezogen, denn es stellt sich heraus, dass sie für ganz andere Aufgaben vorgesehen ist. Doch Carlotta kann nicht aufgeben, sie hat sich festgebissen. Als der nächste Tote gefunden wird und dieser auch mit ihrem unmittelbaren Familienkreis zu tun hat, und dann auch noch ihre Schwester verschwindet, kann sie erst recht  nicht aufhören. Gegen alle Widerstände ermittelt sie weiter und taucht dabei tief in eine düstere Vergangenheit ein.

Gut geschrieben ist der Krimi ja und auch für einige Überraschungen gut. Doch beim Lesen hatte ich mehrfach das dringende Bedürfnis, die Hauptfigur mal kräftig zu schütteln und sie anzubrüllen: „Mensch, Mädchen, mach doch einfach mal den Mund auf“. Carlotta Fiore hat ein begnadetes Talent, sich in immer schwierigere Situationen zu bringen und alle, die sie liebt, vor den Kopf zu stoßen, das schon unglaublich ist. Als Leserin denkt man die ganze Zeit, dass die Hälfte ihrer Probleme verschwinden würden, wenn sie endlich mal ihre Gefühle und Gedanken rausließe. Ich gebe zu, dass sie eine wirklich fürchterliche Kindheit hatte und im Laufe der Geschichte kommen noch viele Einzelheiten nach oben, aber wie gesagt …

Die Geschichte ist die Fortsetzung von „Mörderische Wahrheiten“ und bereits der dritte Band in der Reihe. Doch die Aufklärung der Morde spielt eigentlich nur eine Nebenrolle. Wichtiger ist die Geschichte rund um die Herkunft von Carlotta und ihr Leben bei der Operdiva Maria Fiore. Dadurch leidet die Krimihandlung ein wenig. Aber auf der anderen Seite ist die Sache mit Carlottas Kindheit schon selbst ein Krimi. Das Buch ist nicht so gut wie der zweite Band, aber man kann es ganz gut lesen. Ich hoffe, im nächsten Band, der sicherlich folgen wird, passiert mehr Ermittlung und weniger Maria.

 

 

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