OT: Cichy Zabójca, Polen 2008, D 2012, Prospero Verlag
Die Warschauer Kommissarin Anna Hwierut, 30 Jahre, Mutter eines Sohnes, ermittelt in einem Mordfall. Die Leiche eines alten Mannes wurde aufgefunden und obwohl es zunächst aussieht wie Selbstmord, stellt sich doch heraus, dass es sich um Mord handelt. Aber wer hat den alten Mann ermordet und warum? Gleichzeitig ist sie mit dem Fall eines berühmten Geigenvirtuosen beschäftigt, der seine Frau ermordet hat.
Als Krimiland ist Polen für mich Neuland und das Buch hat meinen Erwartungen nicht wirklich entsprochen. Man kann es eher als Roman als Krimi einstufen, denn die Ermittlung ist eigentlich nur Nebensache. Das Privatleben von Anna ist mehr Thema: ihr Sohn, der Streit mit ihrem Vater, die Beziehung zu ihrem Kollegen, die Situation der Gesellschaft. Das Ganze zeigt mehr vom Innenleben der Kommissarin als von einer Krimigeschichte. Anna scheint eine Tochter im Geiste vom schwedischen Wallander zu sein, noch nicht ganz so tief unten, aber es bahnt sich schon an.
Der Blick auf die polnische Gesellschaft ist auch ganz anders, als ich erwartet hätte. Ich war selbst einmal in Warschau, natürlich nur kurz und als Touristin, dennoch hatte ich nicht den Eindruck, dass es dort so deprimierend ist. Gerade in Warschau hatte ich den Eindruck, wie viel Action dort ist, wie gutgekleidet die Frauen waren, wie gut die jungen Leute englisch sprechen. Ich hatte das Gefühl von einer Stadt im Aufbruch. Und das Bild, das mir dieses Buch vermittelt hat, ist vollkommen anders. Es ist düster und niederdrückend. Na gut, man kann ja wohl getrost davon ausgehen, dass die Autorin Izabela Szolc es besser weiß als ich. Als Fazit: gut geschrieben – literarisch gesehen – aber ich fand es als Krimi nicht überzeugend.
Pingback: Mariusz Czubay: 21:37 | Still reading...