Kommissar Brendles erster Fall
D 2014, ars vivendi
Dieser Krimi ragt aus der Flut der Krimis heraus. Er ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Teilweise aus der Ich-Perspektive geschrieben und teilweise aus der Sicht von außen. Am ungewöhnlichsten ist zunächst die Person des Ich-Erzählers. Das war für mich eine echte Premiere: es ist der Konzertflügel im Kunsthaus Ansbach. Der Flügel erzählt seine Sicht der Ereignisse.
Doch zunächst zum Inhalt. Im Kunsthaus Ansbach wird die Leiche von Eduard Lieblich, einem Kunstliebhaber, unter dem Flügel gefunden. Kommissar Brendle, der vor kurzem aus München nach Ansbach versetzt wurde, soll den Mord aufklären. Das freut ihn nicht im geringsten, denn es gibt wohl nichts, was ihm ferner ist als die Welt der Kunst. Er ist grantelig, muffelig und er hasst künstlerisches Geschwafel. Blaue Bäume, Tryptychons, was denn noch alles? Und erst die Künstler und deren Umfeld. Ausgerechnet hier muss er ermitteln. Ein Alptraum! Doch im Laufe der Ermittlung weicht Brendle irgendwie auf, anders kann man es nicht bezeichnen. Unter anderem findet er sich sogar in einem Künstlerworkshop wieder. Und dann verliebt er sich auch noch in eine der Verdächtigen. Nicht, dass er das zugeben würde, nicht einmal vor sich selbst.
Die Sprache des Buches ist teilweise fast lyrisch und Brendle wächst einem ganz schön ans Herz. Auch der Konzertflügel wird dem Leser sehr sympathisch. Wussten Sie, dass nachts im Kunsthaus ganz schön was los ist und dass auch Flügel Gefühle haben? Das klingt ziemlich irre, ist es aber gar nicht. Die Lösung ist dem Buch in ihrer Skurrilität angemessen. Und sehr nett ist auch der Epilog, in dem der Autor auf den Flügel trifft. Ein sehr unterhaltsames Buch, bei dem die Suche nach dem Mörder die totale Nebensache wird. Man möchte einfach nur wissen, wie es weitergeht.