Jean-Luc Bannelec: Bretonische Flut

Kommissar Dupins fünfter Fall

D 2016, Verlag Kiepenheuer & Witsch

Fische, Ys und Leuchttürme

Buchcover

Copyright: Verlag Kiepenheuer und Witsch

Dieses Mal muss Kommissar Dupin auf die westbretonischen Inseln. Das ist für jemanden wie ihn, der schon seekrank wird, wenn sich der Wein im Glas kräuselt, eine echte Herausforderung. Aber im Fischereihafen von Douarnenez wurde eine Küstenfischerin tot aufgefunden. Sie liegt, von Fischabfällen bedeckt, in einem Müllcontainer. Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten. Die Fischerin, Céline Kerkrom, lebte auf der Île de Sein und hatte sich einige Feinde gemacht. Dazu zählt unter anderem Charles Morin, der so genannte Fischerkönig. Ihn hatte sie mehrfach angezeigt und sich auch sonst mit einigen ihrer Kollegen angelegt. Die Natur lag ihr sehr am Herzen und die Verstöße gegen das Fischereigesetz waren von ihr verfolgt worden. Sie hatte sich für einen ökologisch verträglichen Fischfang eingesetzt. Zudem hatte sich mit dem örtlichen Öllieferanten angelegt, indem sie für Gezeitenkraftwerke plädierte und hatte auch durch ihre sonstigen ökologischen Aktivitäten Ärger bekommen.

Kurz darauf wird noch eine Tote gefunden, ebenso ermordet. Bei ihr handelt es sich um eine Delfinforscherin, die beim wissenschaftlichen Zentrum des Parque Iroise angestellt war. Sie und Céline hatten in der letzten Zeit häufig Kontakt gehabt. Ihre Leiche wird auf der Île de Sein gefunden. Unglücklicherweise naht gerade ein Unwetter und Dupin ist alles andere als erfreut, dass er die Überfahrt auf die kleine Insel vor der Küste machen muss. Die wird dann auch genau so schlimm wie befürchtet. Doch kaum ist die Leiche untersucht, gibt es schon den nächsten Toten, einen emeritierten Professor. Was hatten die beiden Frauen und der Professor gemeinsam? Denn dass es einen Zusammenhang geben muss, ist Dupin klar.

Bei diesen Ermittlungen wird Dupin mitsamt seinem Team, Riwal, Nolwenn und Kadeg, tief in die Geschichte der Inseln verwickelt. Da die Bretagne von Geschichte und Geschichten nur so wimmelt, bleibt ihm so manche verrückte Theorie nicht erspart. Selbst seine Kollegen vermuten einen Zusammenhang mit der versunkenen Stadt Ys. Doch der Kommissar lässt sich davon nicht beirren und ermittelt stur und auf die Realität konzentriert weiter. Dabei allerdings lässt er die guten Seiten der Bretagne – vor allem das Essen – nicht außer Acht.

Dieser Krimi, der fünfte Band der Kommissar-Dupin-Reihe ist genauso gut geschrieben wie die anderen. Die Charaktere sind skurril, aber nicht albern, der Kommissar sympathisch, die Geschichte gut. Aber dennoch übertreibt es der Autor langsam mit der Werbung für die Bretagne. Der Leser muss wieder einiges an geschichtlichen Fakten und fantastischen Geschichten über sich ergehen lassen und manchmal ist es einfach ein bisschen viel. Das Thema des ökologisch nachhaltigen Fischfangs fände ich etwas interessanter, denn da geht es irgendwie um unser aller Zukunft. Wenn wir die Meere leerfischen und mit Müll und Öl und anderem weiter verunreinigen, dann sieht die Menschheit irgendwann ziemlich alt aus. Nichtsdestotrotz ist es interessant zu lesen, allerdings leidet die Spannung darunter. Ich würde mir für den nächsten Band etwas mehr Handlung und etwas weniger Historie/Histörchen wünschen.

Ein Nachtrag: auch dieses Jahr habe ich es nicht in die Bretagne geschafft, aber immerhin schon mal in die Normandie. In der Bretagne war nichts zu kriegen. Aber ich gebe nicht auf. Kommissar Dupin hat mir Appetit darauf gemacht und irgendwann komme ich da auch noch mal hin.

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