D 2019, Heyne Verlag
„Ein Mensch, der dauernd tut, was er will, ist nicht frei. Allein die Vorstellung dauernd etwas tun zu müssen hält gefangen. Nur ein Mensch, der einfach mal nicht tut, was er nicht will, ist frei.“
Anwalt Björn Diemel hat es nicht leicht. In der teuren Anwaltskanzlei, wo er auch nach Jahren immer noch nicht Partner ist, obwohl er eine Menge Geld reinbringt, hat er einen schlechten Stand, weil sein größter Mandant ein Mafiaboss ist (pfui!), seine Frau hat ihm den Koffer vor die Tür gestellt und jetzt will sie ihm auch noch die gemeinsame Tochter, an der sein Herz hängt, wegnehmen. Er soll sich einem Achtsamkeitsseminar unterziehen, damit er mal wieder runterkommt und sich seinen familiären Pflichten nicht ständig entzieht. Zähneknirschend willigt er ein und besucht regelmäßig einen Achtsamkeitstrainer. Dass das ziemlich notwendig ist, stellt sich schnell heraus und tatsächlich hilft es ihm auch dabei, eine bessere Work-Life-Balance zu erzielen.
Als er seiner Tochter ein freies Wochenende widmen will, ganz im Sinne von „frei heißt frei“, kommt ihm unglücklicherweise sein Klient dazwischen. Das setzt Björn gewaltig unter Druck und das war eigentlich genau das, was er nicht mehr wollte. Mühsam erkämpft er sich die freie Zeit mit seiner Tochter. Dabei bleibt schon mal die erste Leiche liegen. Doch dabei bleibt es nicht. Nach kurzer Zeit pflastern Leichen seinen Weg, das Chaos wird immer größer und er sieht sich in mörderische Machtkämpfe verwickelt. Doch seine neue Klarsicht hilft ihm dabei, alle Probleme aus dem Weg zu räumen und zwar total achtsam.
Dieses Buch hat mir wirklich Spaß gemacht und nicht nur das, die Tipps zum Thema Achtsamkeit sind auch wirklich hilfreich. Jedes Kapitel beginnt mit einem Tipp des Achtsamkeitsberaters Joschka Breitner und Björn Diemel kann diese Hinweise immer sofort nutzbringend anwenden. Ich glaube nicht, dass der Achtsamkeitstrainer sich auch nur im Traum ausmalen könnte, was man alles mithilfe seines Trainings bewältigen kann, aber es zählen ja nur die Ergebnisse. Die Geschichte wird von Kapitel zu Kapitel immer wilder, kaum hat der Diemal ein Problem erledigt, türmt sich schon wieder etwas Neues auf. Das liest sich „weg wie nix“. Diemel hat dabei nicht nur mit Mafiosi zu tun, sondern auch mit alltäglichen Dramen, wie z. B. einen Kindergartenplatz für seine Tochter zu bekommen. Das ist offensichtlich ziemlich schwierig und da braucht es unkonventionelle Mittel um erfolgreich zu sein. Der Krimi ist wunderbar zu lesen und gibt dabei noch so manchen Denkansatz.
Karsten Dusse ist Rechtsanwalt und war zudem unter anderem auch ein Autor bei Ladykracher. Ich gebe zu, ich bin enttäuscht, dass Ladykracher von einem Mann geschrieben wurde, aber so sei es. Gelacht habe ich dort schon viel. In diesem Thriller zeigt Dusse, dass er noch mehr kann und dabei mörderisch witzig ist, ohne ins Alberne abzugleiten. Absolut lesenswert.