OT: January Window, GB 2014, D 2015, Verlag Klett-Cotta
Scott Manson, Sohn einer Deutschen mit afrikanischen Vorfahren und eines Schotten, ist Co-Trainer bei London City. Seine Karriere als Fußballer wurde vor einigen Jahren durch eine ungerechtfertigte Anklage, bei der auch seine Hautfarbe eine Rolle spielte, und die darauf folgende Gefängnisstrafe beendet. Sein Verhältnis zur Polizei ist also nicht das beste. So ist er auch nicht sehr auskunftsfreudig, als er mitten in der Nacht ins Stadion gerufen wird und dort ein – leeres – Grab mitten auf dem Platz findet. Als sich dann noch ein Foto des derzeitigen Trainers, Startrainer João Gonzales Zarco, darin findet, hält er es nicht für notwendig, die Polizei darüber zu informieren. Doch einige Tage später wird der Trainer tot aufgefunden, offensichtlich böse zusammengeschlagen. Der Besitzer des Clubs, der megareiche Ukrainer Viktor Jewegenowitsch Sokolnikow, bietet Scott daraufhin den Trainerposten an, unter der Bedingung, dass dieser den Mord aufklärt. Obwohl Scott nicht den blassesten Schimmer hat, wie der das angehen soll, versucht er sein Bestes. Doch das ist schließlich nicht seine einzige Aufgabe. Als Trainer muss er die Mannschaft auf sich einschwören, neue Spieler ins Team einbinden und die bestehenden zu Höchstleistungen bringen. Währenddessen stellt sich ihm die Frage, ob vielleicht Sokolnikow bei diesem Mord seine Finger im Spiel hat. Über ihn gibt es einige merkwürdige Gerüchte, vor allem um die Frage, woher sein sagenhafter Reichtum rührt. Für Scott stellt sich die Frage, was passieren soll, wenn Sokolnikow in den Mord verwickelt ist?
Das ist der absolute Krimi für Fußballfans. Philip Kerr kennt sich gut in der Szene aus. Die fiktive Mannschaft könnte eigentlich jede Mannschaft in der englischen Premier League (oder der Bundesliga) sein. Die Vorgänge hinter den Kulissen sind dabei eigentlich viel interessanter als die eigentliche Mordgeschichte. Ein Zitat: „Wintertransfer – so nennen wir die vierwöchige Transferperiode mitten in der Saison, wenn europäische Clubs einen neuen Spieler verpflichten dürfen. Die ganze Idee ist selten bescheuert (und typisch FIFA). Dabei geht es nämlich zu wie auf dem Flohmarkt: Die Clubs versuchen, ihr Totholz loszuwerden, und zur gleichen Zeit legen sie übertrieben viel Schotter für irgendeinen angesagten goldenen Bubi hin.“ Wie oft habe ich ähnliche Sätze von meinem Mann gehört, der bekennender Fußballfan war. Die klare Sprache, die Art, wie der Autor die Vorgänge hinter den Kulissen durch den Mund von Scott schnörkellos und ohne Verbrämung darlegt, machte sogar mir Spaß und ich stehe nicht auf Fußball. Querverweise auf vergangene und aktuelle Fußballgrößen machen das Lesen interessant. Da macht es gar nichts aus, dass die Auflösung dann ein bisschen zu einfach ist.