OT: Før stormen, Dänemark 2007, D 2009
Obwohl der Autor Michael Katz Krefeld in Berlin und Kopenhagen lebt, spielt die Handlung in einer winterlichen Kleinstadt in Norwegen. Allerdings ist die Hauptperson Dänin: Maja Holm, eine junge Ärztin aus Lyngby in Dänemark, die ihre Brötchen damit verdient, in Norwegen zeitlich begrenzte Vertretungen durchzuführen. In Norwegen herrscht Ärztemangel.
Eines Nachts, beim Dienst in der Notaufnahme, bekommt sie einen Junkie mit einer Überdosis herein. Trotz aller Versuche, sein Leben zu retten, stirbt er ihr unter den Händen weg. Dieser Tod lässt ihr keine Ruhe. Angeblich war er seit einigen Jahren clean und dazu passt die Todesart überhaupt nicht. Und warum gibt er sich den Rest ausgerechnet mit Methadon und nicht mit etwas „besserem“? Maja beginnt herumzufragen. Sie verschafft sich den Obduktionsbericht, der ihr aber zunächst nicht weiterhilft.
Der tote Junkie lebte nur einige Häuser von ihr entfernt, im heruntergekommenen Heringsviertel. Ihr eigener Hausnachbar Eigil Kvam, ein ziemlich ekliger Kerl, war mit ihm befreundet. Doch als sie sich mit ihm über seinen toten Kumpel unterhalten will, wird er umgebracht. Soll das eine Warnung für sie sein? Doch auch ein Überfall auf sie schreckt sie nicht ab.
Im Zuge der Ermittlungen lernt sie Stig kennen, den Star des lokalen Fernsehsenders. Mit seiner Hilfe kommt sie ein gutes Stück voran. Doch kann sie sich wirklich auf ihn verlassen? Die Spur führt nämlich ins Zentrum der (Lokal-)Macht.
Ein gut geschriebener spannender Thriller, bei dem man sich nicht langweilt. Doch für mich bleiben doch viele Fragen offen. Warum ist Maja aus Dänemark verschwunden? Warum ist sie so unglücklich? Warum um Himmels Willen pfeift sie sich dermaßen viele Pillen rein? Benzodiazepam, Valium, Rohypnol, Ritalin und was es da sonst noch an netten Sachen gibt. Außerdem hat sie einen enormen Alkoholkonsum. Was soll das? Und warum macht sie ausgerechnet einen Reporter zu ihrem Vertrauten? Auf so eine Idee käme ich im Leben nicht, wenn ich ein Geheimnis hätte. Außerdem ist mir nicht klar, warum sie diese ganze Ermittlung überhaupt startet.
Und warum scheinen alle Ermittler in Skandinavien, egal ob vierzigjährige Kriminalbeamte oder 30jährige Ärztinnen ständig zu leiden und dies mit allen möglichen Flüssigkeiten und Medikamenten zu bekämpfen? Wenn es da so furchtbar ist, warum gehen die nicht einfach weg? Dagegen scheint ja sogar Deutschland auf einer Stufe mit Italien zu stehen. Ich möchte mal einen Thriller lesen, der in Schweden, Norwegen, Finnland oder Island spielt, wo nicht alle depressiv sind und wo vielleicht auch mal gutes Wetter ist.