Deutschland 2009
Seit Wochen habe ich nichts geschrieben und das hat natürlich einen guten Grund: ich habe gelesen, gelesen, gelesen, ganz 1314 Seiten, und es hat sich gelohnt.
„Limit“ ist eine gelungene Mischung zwischen Thriller und Science Fiction. Auf der Erde steht eine große Veränderung bevor: Auf dem Mond wurde Helium-3 gefunden, das eine derartig große Energieausbeute verspricht, dass Öl, Gas und Kohle zum Auslaufmodell werden, die Preise in den Keller gehen und Massen ihren Job verlieren werden. Auf der anderen Seite verschwinden endlich die unangenehmen Nebenerscheinung der Verarbeitung fossiler Brennstoffe. Das Ganze wird von Julian Orley, einem superreichen und höchst innovativen Mann, möglich gemacht, der es schafft, sogar die Regierungen der westlichen Welt zu überrunden.
Julian Orley hat verschiedene Industrielle und andere Reiche eingeladen, einen Urlaub in seinem neueröffneten Mondhotel zu verbringen. Die Gäste sind hingerissen von den Erfahrungen. Auch seine Tochter, die das Mondhotel gebaut hat, ist bei der Reisetruppe. Doch obwohl nach außen perfekt, hat sie mit inneren Dämonen zu kämpfen. Und wenn jemand auf dem Mond ausflippt, kann das tödlich enden.
Gleichzeitig will auf der Erde, in Shanghai, Owen Jericho, ein Cyberdetektiv, also einer, der auf Ermittlungen in der Computerwelt spezialisiert ist, für einen Freund die Dissidentin Yoyo ausfindig machen. Yoyo ist Mitglied einer Gruppe junger Hacker, die im Internet für die Freiheit kämpfen. Zufällig sind sie dabei über etwas gestolpert, von dem jemand sehr Mächtiges auf keinen Fall will, dass es publik wird. Unversehens wird aus der einfachen Suche nach Yoyo eine lebensgefährliche Angelegenheit, denn ein Profikiller wird auf Yoyo angesetzt. Owen und Yoyo können ihm nur knapp entwischen. Zusammen mit ihrem gemeinsamen Freund Tu versuchen sie dahinter zu kommen, um was es eigentlich geht. Nach einer wilden Hetzjagd führt sie der Weg nach Berlin und London.
Hier in London werden die Fäden zusammengeführt. Während Jericho, Yoyo und Tu der Lösung des Falles immer näher kommen, entwickelt sich auch auf dem Mond eine lebensbedrohliche Krise. Und das eine hat mit dem anderen zu tun…
Als ich mit dem Buch anfing, dachte ich zuerst: „Ach du Sch…, so viele Personen, so viele verschiedene Handlungsstränge!“ Aber so war es nicht: Die Hauptpersonen sind relativ überschaubar, und die Handlungsstränge sind maximal drei. Und denen kann man leicht folgen. Das Buch ist total spannend; es hat mir gut gefallen. Ich habe das dicke Ding die ganze Zeit mit herumgeschleppt.
Die Story spielt in der Zukunft, im Jahre 2025, und die Welt sieht wesentlich anders aus als heute. Obwohl vieles, von dem er spricht, eigentlich technisch schon vorhanden ist, bezweifle ich allerdings, dass sich die Welt in nur 15 Jahren derartig weiterentwickelt, doch in 30 Jahren bestimmt. Frank Schätzing hat gut recherchiert und kennt sich in vielen interessanten Themen gut aus. Stadtplanung, Stadtentwicklung, Politik, Raumfahrt, Psychologie, EDV, von allem etwas. Ich fand vor allem die Beschreibung der Raumfahrt ausgesprochen interessant. Die körperlichen und psychologischen Auswirkungen werden verständlich gemacht, ohne den Leser zu Tode zu langweilen. Und was mir auch sehr gefallen hat, sind die kleinen Gags am Rande, zum Beispiel der Auftritt des alten David Bowie und Schätzings Meinung über Bush (die ich teile). Und man liest immer und immer weiter.
Auf meiner persönlichen Peters-Skala ist der Roman eine 9 von 10. Allerdings fand ich „Der Schwarm“ noch besser. Ich hoffe bloß, es wird nicht verfilmt. Dieses Buch kann man nur verfilmen, wenn man es enorm kürzt.