OT: Hypnotisören, Schweden 2009, Bastei Lübbe Verlag
„Ich habe es dir doch gesagt“
Kriminalkommissar Joona Linna von der schwedischen Landespolizei wird zu einem Fall hinzugezogen. Ein Lehrer wurde in der Umkleidekabine des Sportplatzes ermordet und zerstückelt. Als die Polizei die Ehefrau benachrichtigen will, findet sie ein Blutbad vor. Die Frau und die kleine Tochter wurden ebenfalls abgeschlachtet und zerstückelt. Die Tochter ist in zwei Teile zerteilt, die Mutter hat tiefe Schnitte am Unterleib. Der 15jährige Sohn Johannes lebt noch, hat aber auch schwere Verletzungen davongetragen und ist nicht ansprechbar. Offensichtlich hat jemand die ganze Familie auslöschen wollen. Joona Linna wird nervös, als er feststellt, dass noch eine ältere Schwester existiert, die nicht zu Hause lebt und daher von dem Massaker verschont blieb.
Er setzt alles daran, diese junge Frau zu finden, und zieht den Psychotherapeuten und ehemaligen Hypnotiseur Dr. Erik Maria Bark hinzu, um den schwer traumatisierten Sohn mit Hilfe von Hypnose zu befragen. Erik Maria Bark hatte vor 10 Jahren beschlossen, nie wieder zu hypnotisieren, obwohl er der anerkannte Fachmann auf diesem Gebiet war. Dennoch lässt er sich darauf ein, den Jungen zu befragen, um die Schwester zu retten. Mit dieser Entscheidung löst er eine Kette entsetzlicher Ereignisse aus, die in seiner Vergangenheit begründet liegen und die drohen, seine ganze Familie und sein Leben zu zerstören.
Der Krimi ist gut geschrieben, auch wenn er an einigen Stellen ein wenig zu breit und behäbig daherkommt. 50 Seiten weniger wären auch noch genug gewesen. Doch so schlimm ist es nicht. Die Personen erscheinen lebendig, die Geschichte ist spannend. Das wird teilweise dadurch erreicht, dass der Krimi im Präsens verfasst ist. Das Buch ist in 30 Ländern erschienen und wurde 2012 von Regisseur Lasse Hallström verfilmt. Diesen Film hat die Rezensentin allerdings nicht gesehen.
Für mich persönlich war die Figur von Joona Linna etwas blass. Obwohl er ein paar Marotten hat, die ihn etwas handfester machen („Ich habe es dir ja gesagt.“), bleibt z. B. das Verhältnis zu seiner Freundin irgendwie unklar. Erik Maria ist dagegen sehr viel präsenter, man fragt sich allerdings, warum er all diese Tabletten in sich hinein stopft. Wie man so überhaupt funktionieren kann, ist mir ein Rätsel. Der Plot ist sehr verwickelt, doch die Fäden entwirrend sich am Ende hinreichend. Ein Neben-„Faden“ wird allerdings nicht aufgelöst.
Die Darstellung der Hypnosesitzungen, die für die Geschichte so wichtig sind, kommt mir etwas laienhaft vereinfacht vor. Ich glaube nicht, dass man in eine bestehende Therapiegruppe einfach so eine neue Person aufnehmen kann, ohne jede Vorbereitung. Aber sei’s drum, es ist ja nur eine Geschichte. Das Buch hat mir gut gefallen, auch wenn das Ende ein bisschen ist. Ich musste an das ebenso kitschige Ende des Films „Die Geister, die ich rief“ mit Bill Murray denken, obwohl das ein ganz anderes Genre ist.
Der Autor Lars Kepler ist ein Pseudonym für das Ehepaar Alexandra Coelho Ahndoril und Alexander Ahndoril. Sie haben inzwischen bereits sechs Krimis der Serie um Joona Linna herausgebraucht. „Der Hypnotiseur“ war ihr erstes Werk.