OT: The Scarecrow, USA 2008, In Deutschland noch nicht erschienen
Zunächst wird der Leser kurz auf eine falsche Fährte geführt. Es sieht so aus, als ginge es mal wieder um ein Computercrime wie Identitätsdiebstahl, was in so vielen aktuellen Thrillern derzeit ein beliebtes Hauptthema ist. Doch hier ist es nur ein Nebenthema, ein Mittel zum Zweck für den Mörder. Es geht um einen ganz „altmodischen“ Serienmord mit sexueller Komponente.
Der Reporter Jack McEvoy, dem Thrillerfan wohlbekannt aus Connellys Meisterwerk „Der Poet“, wird von seinem Arbeitgeber, der L. A. Times, im Zuge einer Entlassungswelle auf die Straße gesetzt. Als Ersatz wurde eine junge Reporterin (die weit weniger Geld kostet) engagiert. Jack ist nicht gewillt, sang- und klanglos das Feld zu räumen und beschließt, mit einem Knall abzutreten, indem er als Abschiedsgruß noch einmal den ganz großen Wurf macht, einen Artikel, der seinen Abschied grandios macht. Er wählt dazu den Kofferraumfall.
Eine junge weiße Frau wurde ermordet und bestialisch vergewaltigt im Kofferraum ihres Wagens gefunden und ein junger Schwarzer hat den Mord gestanden. Normalerweise wäre hier nichts weiter geschehen. Kein Mensch interessiert sich in L. A. für eine weitere drogensüchtige Tote und einen jungen schwarzen Mörder. Doch Jack wird auf den Fall aufmerksam und beginnt zu ermitteln. Schnell stellt sich heraus, dass der Junge es nicht gewesen ist, sondern nur einen äußerst praktischen Sündenbock darstellt. Es gibt noch weitere, sehr ähnliche Fälle. Doch was verbindet die Toten miteinander? Jack macht sich auf die Suche und bindet auch seine junge Nachfolgerin mit ein. Doch plötzlich verschwindet sie spurlos. Jack selbst erlebt zur gleichen Zeit, dass plötzlich alle seine Kreditkarten gesperrt, sein Bankkonto geräumt und sein Handy abgeschaltet wird. Er macht das einzig vernünftige: Er wendet sich an Rachel Walling, FBI-Agentin, die mit ihm schon im Fall des Poeten verbündet war. Zusammen kommen sie dem Täter auf die Spur, obwohl ihnen dieser dank seiner Computerkenntnisse immer einen Schritt voraus ist.
Obwohl der Mörder dem Leser bereits von der ersten Seite an bekannt ist, ganz im Gegensatz zu „Der Poet“, wird das Buch an keiner Stelle langweilig. Die mühselige Ermittlungsarbeit und auch die Beziehung zwischen Jack und seiner alten Freundin, der FBI-Agentin Rachel Wallings, machen den Thriller spannend. Doch auch in diesem Thriller wird klar: in der modernen Welt ist der Computer nicht nur ein nützliches Werkzeug, sondern auch eine gefährliche Waffe.