Martina Hundt: Tod des Dessous-Königs

D 2015, Canist Verlag

Ein Fiesling bekommt, was er verdient

Buchcover

Copyright: Canist Verlag

Der holländische Fabrikant eines Dessous-Labels „Mimis Royal Secrets“ bricht in Düsseldorf beim Joggen tot zusammen. Ziemlich schnell stellt sich heraus, dass er keines natürlichen Todes starb, sondern an einem absichtlich hergeführten anaphylaktischen Schock. Die Düsseldorfer Kripo mit Kriminalhauptkommissarin Eva de Boer ermittelt im Todesfall. Zur Zeit läuft in Dortmund eine bekannte Wäschemesse und man vermutet zunächst, dass der Tote dort hinwollte. Doch er wurde dort nicht erwartet. Warum also war er in Düsseldorf?

Die Spur führt in die Niederlande und da Eva holländisch spricht, wird sie nach Den Haag abkommandiert, um dort mit den holländischen Kollegen zu kooperieren. Das passt ihr in gewisser Weise überhaupt nicht, denn dort muss sie ausgerechnet mit ihrem niederländischen Kollegen Bas de Boer zusammenarbeiten. Sie beide verbindet mehr als nur eine zufällige Namensgleichheit.

Die holländischen Kollegen nehmen sie freundlich auf. Im Zuge der Ermittlungen stellt sich ziemlich schnell heraus, dass eine Menge Leute ein Motiv für den Mord gehabt hätten. Der Tote, Koen de Vries, war ein echtes Charakterschwein. Er hat praktisch jeden belogen und betrogen, mit dem er zu tun hatte, sowohl im geschäftlichen als auch im privaten Bereich. Das macht es nicht einfacher, das richtige Motiv zu ermitteln. Auch stellt sich heraus, dass innerhalb seiner Firma praktisch jeder alles weiß und zudem noch ein anonymer Mailschreiber dafür gesorgt hat, dass auch die letzten Geheimnisse noch herauskommen. Die Arbeit mit Bas sorgt dafür, dass Eva sich nicht nur auf die Arbeit konzentrieren kann. Da schwebt noch so einiges unausgesprochen im Raum. Doch letztendlich bilden sie ein gutes Team.

Der Krimi spielt hauptsächlich in den Niederlanden, obwohl er in Düsseldorf beginnt. Er dokumentiert relativ nüchtern und auf unaufgeregte Weise den Fortschritt bei der Suche nach dem Mörder. Ich weiß zwar nicht, wie die Zusammenarbeit zwischen deutschen und niederländischen Behörden in einem echten Fall vor sich geht, aber zumindest in diesem Krimi ist es eine sehr gute Kooperation. Die Story ist logisch und der Tote ein echter Unsympath, so dass man als Leserin nicht einmal Bedauern empfindet. Ich hasse es, wenn jemand ermordet wird, bei dem man das Gefühl des Verlustes hat, selbst wenn es sich um eine fiktive Person handelt. Koen ist so ein Drecksack, dass man eher denkt, dass er es nicht besser verdient hat. Ja, ja, das sagt man nicht, aber es ist ja auch keine echte Person.

Auch die Motive sind keineswegs an den Haaren herbeigezogen. Jedes einzelne ist nachvollziehbar, insofern denkt man als Leserin die ganze Zeit mit. Die beiden de Boers sind sympathische Protagonisten und das Buch ist nicht langweilig. Es ist angenehm nüchtern, das ist mal eine ganz nette Abwechslung zwischen all den vielen Thrillern, die entweder möglich blutig (und eklig) sind oder vor Lokalkolorit die eigentliche Story aus dem Auge verlieren. Ich könnte mir gut eine Fortsetzung vorstellen.

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