Deborah Crombie: Wenn die Wahrheit stirbt

OT: Necessary as blood, GB 2009, D 2010

Endlich mal ein englisches Ermittlerduo /-paar, das nicht ständig von Schuldgefühlen und privaten Tragödien niedergedrückt wird. Erfrischenderweise führen Inspector Gemma James und Superintendent Duncan Kincaid eine relativ normale Beziehung inklusive Patchworkfamilie. Sie haben natürlich auch Probleme, denn sie haben während einer Schwangerschaft ein Kind verloren und Gemmas Mutter liegt mit Krebs im Krankenhaus. Doch trotzdem waten sie nicht die ganze Zeit in Trauer und Unglück und das gefällt mir gut.

Gemma wird von einem Freund, dem Psychoanalytiker Tim, um Hilfe gebeten. Ein Freund von ihm, der Rechtsanwalt Nazir Malik, ein Pakistani, ist nicht zu einem Termin erschienen. Da die Frau des Anwalts, eine Engländerin, schon seit Monaten spurlos verschwunden ist, befürchtet Gemma ein weiteres Unglück. Das Ehepaar hat ein kleines Mädchen, das nun zunächst zu einer Pflegemutter soll. Kurze Zeit später wird der Rechtsanwalt tot aufgefunden. Gemma und ihr Lebensgefährte beginnen zu ermitteln. Gemma will nicht nur herausfinden, wer den Anwalt ermordet hat, sondern sie hofft auch, dass sie die Mutter wiederfinden kann. Außerdem fühlt sie sich für das kleine Mädchen, Charlotte, verantwortlich und möchte dieser nicht der kriminellen und lieblosen Verwandtschaft der Mutter überlassen. Die Ermittlungen führen zu einem exklusiven Club und zu einer wirklich scheußlichen Wahrheit.

Für mich war dies das erste Buch mit Gemma und Duncan, aber sicher nicht das letzte. Die beiden sind ein gutes Team und führen ein ziemlich normales Familienleben. Man hat nicht dauernd das Gefühl, dass alle sich im Unglück suhlen und kann sich als Leser gut in die Gedankengänge einfühlen.

Sehr spannend ist auch der Blick auf das heutige London, das längst nicht mehr nur von steifen Engländern mit Melone und Regenschirm bevölkert wird. Die vielen Zuwanderer aus Indien, Pakistan und anderen Staaten haben das Stadtbild stark verändert. Es hat sich ein farbenfroher Kosmos entwickelt, doch natürlich ist dort nicht alles eitel Sonnenschein.  Vorurteile, Hass und Gewalt treten immer da auf, wo Dummheit und Angst herrschen. Das ist nicht anders als bei uns.

Interessant finde ich auch, dass die Autorin gar nicht in London oder auch England lebt, sondern in Texas. Das scheint häufig der Fall zu sein, dass Autoren, die über England schreiben, gar nicht dort leben.

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