Fred Vargas: Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord

OT: L’Homme aux cercles bleus, Frankreich 1996, D 1999

Was für ein selten dämlicher deutscher Titel! Der Originaltitel hätte es wesentlich besser getroffen. Denn darum geht es: um blaue Kreise, die ein Mann im nächtlichen Paris auf die Straße malt, immer mit einem Objekt in der Mitte, eine Puppe, eine Flasche, und was sonst dort herumliegt. Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg, der gerade aus der tiefsten Provinz nach Paris gewechselt hat, schwant Übles. Er glaubt, dass hinter diesen – eigentlich harmlosen – Kreisen etwas anderes versteckt ist… und er hat Recht. Eines Tages liegt eine Leiche im blauen Kreis, und es bleibt nicht bei dieser einen.

Manchmal zappt man abends durchs Fernsehprogramm und sieht dann drei Minuten irgendeines Films und man weiß: französisch. Genau so ist es bei diesem Buch: selbst wenn man nicht wüßte, aus welchem Land es kommt, kann man das nach zwei Seiten sicher sagen: französisch. „Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord“ ist der erste einer ganzen Serie, deren Hauptfigur Kommissar Adamsberg ist, ein grüblerischer, ziemlich merkwürdiger Typ, der eine ganz eigene Meinung zum Leben hat. Sein Untergebener, Danglard, kommt nicht immer leicht mit ihm zurecht. Dennoch sind sie zusammen ein gutes Team. Die Beschreibung der Figuren, die teilweise äußerst skurril daherkommen, und ihres Innenlebens scheint der Autorin manchmal wichtiger zu sein, als die eigentliche Mordermittlung. Die Beziehungen der Menschen untereinander und die Dinge, die sich daraus entwickeln, sind sehr einfühlsam porträtiert.

Ein Thriller, der ganz anders geschrieben ist, als der „normale“ Thriller, der eine große Genauigkeit in der Beschreibung zeigt, die man aus anderen Büchern nicht gewöhnt ist. Auf jeden Fall sollte man diese Reihe weiterverfolgen.

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