OT: The Likeness, GB 2008, D 2009
Cassie Maddox hat sich aus der Mordkommission nach einem hässlichen Fall (Grabesgrün) in die Abteilung für häusliche Gewalt versetzen lassen. Eines Tages erhält sie einen Anruf von einem Kollegen. In einem verlassenen Gebäude auf dem Land wurde ein Mordopfer gefunden. Als sie am Tatort erscheint, erhält sie den Schock ihres Lebens: Die Tote sieht genauso aus wie sie selbst. Und nicht nur das, die Tote heißt auch genauso so wie sie in ihrem letzten Undercover-Einsatz.
Die junge Frau, Lexie, hatte in der Nähe in einem kleinen Dorf, zusammen mit vier anderen Studenten in einem heruntergekommenen Landsitz gewohnt. Nach außen erschienen die fünf wie eine Einheit, wie eine Familie, irgendwie abgehoben von der restlichen Welt. Die Ermittlungen kommen nicht weiter, weil sowohl die Dorfbewohner als auch die Mitbewohner mauern. Cassies Ähnlichkeit mit der Toten bringt die Polizei auf eine Idee. Sie schicken Cassie als Lexie zurück. Sie bauen eine hieb- und stichfeste Story auf und schleusen Cassie ein. Doch die Grenzen zwischen den beiden Leben verwischen sehr schnell. Cassie ist auf dem besten Weg, sich selbst zu verlieren.
Normalerweise mag ich keine Thriller mit Undercover-Polizisten oder Agenten, denn so etwas macht mich nervös. Das ist zwar Blödsinn, weil es schließlich nur ein Buch ist, aber Bücher machen mich auch glücklich oder traurig oder sie geben mir Schwung. Und so machen mich Undercover-Geschichten normalerweise so nervös, dass ich sie häufig nicht zu Ende lese. Hier aber schon. Es ist nicht die übliche Agentengeschichte. Das Leben der 5 Studenten stellt sich für die Polizistin dar wie ein Traum, ein Traum, an dem sie eine Weile teilhaben kann und den sie am liebsten nie mehr verlassen würde. Es zieht den Leser wirklich in den Bann, die Gefühlswelt der Ermittlerin, mitten zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Schließlich ist noch ein Mörder zu fangen, und das scheint Cassie manchmal fast zu vergessen. Das Buch ist kein bisschen langweilig, es zieht einen teilweise mit in die Utopie. Und, was auch im ersten Thriller schon aufgefallen ist, Tana French kann richtig gut schreiben.