Jeffery Deaver: Der gehetzte Uhrmacher

OT: The Cold Moon, USA 2006, D 2007

Übersetzung: Thomas Haufschild, Blanvalet Verlag

Wieder ein Thriller vom Meister des Verwirrspiels. Und was für einer! Jedes Mal, wenn man denkt, jetzt hätte man den Plot durchschaut, passiert irgendetwas, mit dem man nicht gerechnet hat.

Lincoln Rhyme, der gelähmte Spurenspezialist, und seine Freundin, die Polizistin Amelia Sachs, arbeiten dieses Mal an zwei verschiedenen Fällen. Amelia ermittelt im Falle eines Geschäftsmannes, der sich offensichtlich erhängt hat und ursprünglich als Selbstmord geführt wurde. Doch nach einem Gespräch mit der Witwe wird der Fall vom NYPD noch einmal aufgerollt und Amelia bekommt ihre erste eigene Ermittlung. Relativ schnell wird klar, dass die Wahrscheinlichkeit eines Selbstmords sehr gering ist. Der Tote hatte einen gebrochenen Daumen und hätte niemals den Knoten für die Schlinge, mit der er erhängt wurde, knüpfen können. Die Spur führt Amelia in die eigenen Reihen.

Gleichzeitig tritt in New York ein neuer Serienmörder auf den Plan. Er nennt sich selbst den Uhrmacher und hinterlässt an jedem Tatort eine Uhr und ein düsteres Gedicht über die Zeit. Der Uhrmacher arbeitet aber nicht allein, sondern ist mit einem sehr gestörten Partner unterwegs. Gemordet wird sozusagen „nach dem Buch“. Ein Buch mit äußerst widerlichen Foltermethoden scheint den Uhrmacher zu inspirieren. Für Lincoln Rhyme und sein Team ist dieser Mörder eine wirklich harte Nuss. Er hinterlässt fast keine Spuren und sein Motiv liegt absolut im Dunkeln. Aber Lincoln ist nicht umsonst der Papst der Tatortermittler, auch wenn er sich für die Arbeit vor Ort auf die Augen von anderen verlassen muss. Dieses Mal bekommt er außerdem noch Unterstützung von Kathryn Dance, die als Verhörspezialistin hinzugezogen wird. Lincoln, der der Meinung ist, dass Spuren alles sind und Zeugen gar nichts, muss zähneknirschend anerkennen, dass Kathryn auf ihrem Gebiet genauso gut ist, wie er und Amelia auf ihrem. Kathryn trägt bedeutend zum Erfolg der Ermittlung bei.

Der erste Thriller, in dem die Kinesikexpertin auftaucht, und sie ist eine perfekte Ergänzung zum tatsachenorientierten Team. Manchmal kann es ja doch nützlich sein, sich mit Zeugenaussagen zu befassen oder einen Täter zu befragen. In die gleiche Kerbe schlägt die Serie mit Tim Roth „Lie to me“, deren erste Folgen dieses Jahr auf Vox gezeigt wurden. Es ist sehr interessant, was man aus menschlichem Verhalten und so genannten Mikrobewegungen schließen kann. Inzwischen ist diese Art der Verhaltensbeobachtung Pflichtprogramm bei Sicherheitsdiensten aller Art in den USA. In irgendeinem Artikel habe ich gelesen, dass selbst Maut-Kassiererinnen mittlerweile darin geschult werden.

Ein supergutes Buch!

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