OT: Kuhala ja takapihojen tuonenvarjo, Finnland 2006, D 2013, Piper Verlag
Vor zwei Jahren wurde die Studentin Ilona Lost an ihrem letzten Arbeitstag in einem Supermarkt ermordet. Die Polizei hat bis heute den Mörder nicht gefunden, daher wendet sich der verzweifelte Vater an den Privatdetektiv und ehemaligen Polizisten Otto Kuhala, in der Hoffnung, dass dieser mehr Erfolg hat.
Kuhala hat aber im Augenblick ganz andere Probleme. Sein Freund und ehemaliger Kollege Raatikainen braucht ganz dringend seine Hilfe. Er hat sich in seinem Keller eingeschlossen, kann sich nicht selbst befreien, braucht aber dringend seine Herzmedikamente. Als Kuhala dorthin kommt, kostet ihn das fast selbst das Leben, denn im Haus von Raatikainen sind gerade zwei Einbrecher dabei, die Küche auseinander zu nehmen. Kuhala wird angegriffen und kann nur haarscharf entkommen. Doch einer der beiden Einbrecher muss dran glauben.
Nun ermittelt er in zwei Fällen: dem der Studentin und seinem eigenen. Doch je länger er daran arbeitet, desto mehr bekommt er das Gefühl, dass die beiden Fälle unglaublicherweise miteinander zu tun haben. Der Weg führt ihn in eine Sozialsiedlung, die genau wie bei uns in den 1970er Jahren aus dem Boden schossen und den Charme eines Betonklotzes versprühen. Dort scheinen die Fäden zusammenzulaufen. Sämtliche Bewohner dieses Ghettos sind der Meinung, dass Kuhala seine Mühe verschwendet. Sie haben schon einen Verdächtigen ausgeguckt. Doch Kuhala glaubt das nicht, denn diese Lösung erscheint ihm zu einfach.
Der Titel des Krimis ist mir ein Rätsel: Faule Finnen fangen keine Fische. Was soll das? Man erwartet ein Buch, das so schräg ist wie die Filme von Aki Kaurismäki. Das hat zumindest bei mir falsche Erwartungen geweckt. Das soll nicht heißen, dass der Krimi schlecht ist, denn das ist er ganz und gar nicht, aber der Stil ist nicht dem Titel entsprechend. Es gibt schon einige sehr skurrile Situationen, doch die fallen einem gar nicht auf, weil die Schreibe so trocken ist. So hat Kuhala zum Beispiel ein Sockenproblem. Fast alle seine Socken haben Löcher, und was soll er machen, falls er bei einem Kunden die Schuhe ausziehen muss? Über die Lösung dieses Problems grübelt er gründlich nach, das ist schon ganz schön erheiternd. Auch sein Freund Perttu Kane ist ganz witzig: erst hat er Grabsteine für Hunde verkauft, nun hat er eine Grillbude, bei der die Würstchen mit einem Schweißgerät gebräunt werden. Solche Dinge werden eher nebenbei erzählt.
Der Autor zeigt sehr genau ein Bild der finnischen Gesellschaft. Die Stadt Jyväskylä ist eine mittelgroße Stadt mit ca. 130.000 Einwohnern und dort sind dieselben Probleme wie in unseren Städten: Sozialghettos, arme Menschen, Jugendliche ohne Perspektive. Natürlich ist das nicht alles, es gibt auch eine andere Seite. Aus irgendwelchen Gründen ist unser deutsches Bild von Finnland oft sehr schräg. Vielleicht liegt es an den Namen: Kaurimäki, Pellonpää, Outti Haatinen, das hört sich ganz lustig an. Und was ich bisher an Filmen oder Büchern von Finnen/über Finnen gesehen habe, schlägt in die gleiche Kerbe. Ich glaube allerdings nicht, dass die Finnen sich selbst so witzig finden. So wie wir Deutschen oft überrascht sind, wenn wir erfahren, was andere von uns denken.
Der Krimi selbst ist sehr gut, spannend, realistisch, nicht übermäßig blutig und bis auf den Titel gibt es nichts zu meckern. Und das Cover des Buches ist wirklich spitze, es passt hervorragend zum Titel (nicht zum Krimi, aber das stört ja keinen großen Geist).