Fredrika Gers: Teufelshorn

Deutschland 2013, audio Media Verlag

Hörbuch, gelesen von Michael Schwarzmaier (ungekürzte Lesung)

Eine Gruppe Bergwanderer ist auf dem Weg zu den Teufelshörnern, morgens im Nebel. Königssee und Watzmann sind nah; da steht direkt auf dem Weg ein gewaltiger Steinbock und blockiert den Durchgang. Kurze Zeit später ist einer der Bergwanderer tot, er ist 200 Meter einen steilen Abhang hinunter gestürzt.

Mit dem Titel „Teufelshorn“ sind zwei Bergspitzen im Berchtesgadener Land bezeichnet. Bei den Wanderern handelt es sich um wichtige Leute aus der Region, die Tour sollte die Kontrahenten einigen. Es geht um die Verlegung der Skistation, und da sind natürlich die Interessen der betroffenen Gemeinden berührt; der Betreiber der Seilbahn ist betroffen, die Gastwirte, und die Bürgermeister von Schönau und Berchtesgaden sollen und wollen die Interessen ihrer Gemeinden vertreten. Bei dem Toten handelt sich um Holger Straneck, er war die treibende Kraft bei der geplanten Verlegung der Skistation. War es ein Unfall, oder hat jemand nachgeholfen?

Polizeihauptwachtmeister Franz Holzhammer übernimmt die Ermittlungen. Sein Chef, ein Dr. Fischer, zeichnet sich nicht gerade durch hohe kriminalistische Intelligenz aus, offenbar hat er schon beim vorigen Fall völlig versagt. Deshalb muss das bayrische Urgestein Franz sehen, wie er den Fall löst. Unterstützung hat er von seinem befreundeten Paar Christine und Matthias. Christine ist Psychotherapeutin in der Klinik, die Autorin erwähnt mehrfach die beiden Doktortitel, die sie hat; ihr Freund Matthias ist Angestellter bei der örtlichen Sparkasse. Die beiden sind seit einem Jahr liiert, und es wird berichtet, dass Christine ihn bei der ersten Begegnung „für einen Neandertaler“ gehalten habe. Aber Matthias ist ein sanfter Buddhist, er fährt gerne Motorrad, natürlich eine BMW. Christines Hobby ist das Bergwandern, ihren eher lethargischen Freund bringt sie nur selten dazu, sie zu begleiten. Ihre Bergtouren dienen dazu, ausführlich die Strecken und Stationen zu schildern, und natürlich erfährt sie auch das eine oder andere auf ihren Touren.

Der Mordverdacht fällt sogar auf den Bürgermeister, den Dr. Fischer prompt verhaften lässt, weil er diesmal nichts falsch machen will. Aber er war es dann doch nicht, dem Hörer stellt sich die Frage, ob es wirklich nur um wirtschaftliche Interessen geht, oder doch auch um Liebes- und eheliche Beziehungen … Mehr wird hier nicht verraten!

Vorgelesen wird das Buch von Michael Schwarzmeier, größtenteils im ruhigen Ton angenehm gelesen. Nur, wenn die wörtliche Rede vom Hauptwachmeister Franz oder von Matthias, Christines Freund, gelesen wird, verfällt der Vorleser in das schönste bayrisch und ändert dabei deutlich die Stimmlage. Diese Wechsel tragen zur Abwechslung bei, der Dialekt wirkt authentisch, und der westdeutsche Hörer ist davon nicht peinlich berührt, denn es geht dabei nicht um „Volks-Tümlichkeit“.

Die Autorin Fredrika Gers stammt aus Hamburg, wie ihre Protagonistin Christine hat auch sie die Liebe nach Bayern verschlagen, und das Bergwandern betreiben offenbar beide mit großer Begeisterung. Auf der Website der Autorin erfährt man, wie sich ihr Werdegang nach einer Banklehre in Hamburg über die Arbeit als Werbetexterin gestaltet hat.

Die genauen Schilderungen der Bergtouren hört der Rezensent mit gemischten Gefühlen. Einerseits wird dadurch das Ambiente und die Bergwelt lebendig, selbst die Wegbeschreibungen sind so genau, dass man danach wandern könnte. Auf der anderen Seite zieht sich das Ganze dadurch doch ein wenig, im Grunde will man lieber hören, wie die Handlung weiter geht, und wer es denn letzten Endes war, der auch noch für den zweiten Todesfall verantwortlich ist, da wird erst noch die nächste Bergtour eingeschoben. Gewiss, in der Literatur nennt man das ein „retardierendes Moment“, aber man kann s auch übertreiben!

Insgesamt ist das Hörbuch nicht wirklich spannend. Es hat ein wenig den Charme von Vorabendserien im Fernsehen, man wartet fast, dass gleich der Schauspieler Fritz Weppper um die Ecke kommt. Die sympathischen Hauptpersonen versöhnen wieder etwas mit der allzu getragenen Erzählweise, und man hat doch gerne zu Ende gehört. Man liest (oder hört) Krimis ja nicht wirklich wegen der Morde, sondern um möglichst intelligent unterhalten zu werden, und unter diesem Aspekt ist „Teufelshorn“ in Ordnung. Vielleicht zur Einstimmung auf einen Urlaub in den Bergen während einer längeren Autofahrt zu hören; wer einen wirklich spannenden Krimi sucht, dem ist mit anderen Titeln besser geholfen.

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