Nicole Joens: Hopfenkönigin

Copyright: Cindigo Verlag

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D 2015, Cindigo Verlag

Vor 30 Jahren, Anfang der 80er, war Artega Schaber die so genannte „Hopfenkönigin“ im Ort Spalt in Mittelfranken (die Hopfenkönigin gibt es übrigens wirklich). Während eines rauschenden Festes, durch den großzügigen Einsatz einer neuen Designerdroge gefördert, bei dem unter anderem jeder mit jedem ins Bett ging, wird ein Mord verübt. Der amerikanische Soldat Brian Glazer wird tot aufgefunden, mit zerfetzter Kehle. Der Täter wird nie gefunden, auch deshalb, weil praktisch niemand sich genau daran erinnern kann, was während des Festes geschehen ist.

Im selben Jahr begeht Artega Schaber Selbstmord, weil sie ALS hat und den Tod nicht abwarten will. Kurz darauf verschwindet auch ihre junge Geliebte Sandy Baker, Tochter eines schwarzen Amerikaners und einer Lehrerin aus Spalt, spurlos. Artega hinterlässt einen Sohn und eine Tochter. 30 Jahre nach ihrem Tod ist auch ihr Sohn Klaus tot. Als er beerdigt werden soll, findet man im Familiengrab die Leiche von Sandy Baker. Es stellt sich heraus, dass sie schwanger war.

Der Profiler Dr. Jens Hauser, der ursprünglich aus Spalt stammt und viele Jahre in den USA tätig war, ist nun mit seiner Assistentin Olivia nach Deutschland zurückgekehrt. Zusammen mit seiner Kollegin und ehemaligen Geliebten Lilian, Berlinerin und Hundemutter, ermitteln sie in Spezialfällen. Natürlich kümmern sie sich auch um den Fall Baker, denn schließlich war Jens vor 30 Jahren mit den Beteiligten befreundet.  Doch dieser Fall bringt sie alle in Schwierigkeiten. Sie legen sich bei den Ermittlungen mit übermächtigen Gegnern an und speziell Olivia gerät in Lebensgefahr.

Pech für die Autorin, dass ich kurz zuvor ein richtig gut erzähltes Buch gelesen habe, „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ von Joȅl Dicker. Der Autor dieses Buches kann wirklich erzählen, Figuren entwickeln, die man sich vorstellen kann, und bei denen man auch nicht beim Lesen den Faden verliert. Dagegen schneidet die „Hopfenkönigin“ nicht besonders gut ab. Die Figuren kann ich mir nicht so richtig vorstellen und vor allem im ersten Teil kommt einem der Krimi nicht vor wie eine ausformulierte Erzählung, sondern mehr wie eine Art Entwurf. Die Hintergründe der Handlung, die Rückblicke auf die Vergangenheit werden einfach aufgezählt, da fühlt man nichts. Das wird zwar im letzten Drittel besser, aber im Grunde hilft es nicht. Auch die Nebenfiguren, Jens Familie, sind nicht griffig.

Ebenso reißt mich der Rote Faden des Romans nicht vom Hocker. Diese Geschichte mit Guantanamo, so schlimm sie ist, passt irgendwie nicht. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum  überhaupt Guantanamo? Irgendwie springt die Handlung so einfach zu dem Thema, aber mir erschließt sich nicht, wieso überhaupt. Nichtsdestotrotz ist es schon interessant, über die Experimente der amerikanischen Regierung bzw. des Militärs zu lesen, die in den 70er und 80er Jahren Versuche an Menschen mit Hilfe von Drogen angestellt haben, immer auf der Suche nach dem Supersoldaten, der sich von Schmerz und Verstand nicht stoppen lässt. Auch was man so über Guantanamo erfährt, ist interessant und gut recherchiert. Das war auch der Grund, warum ich das Buch zu Ende gelesen habe. Wie man im Klappentext erfährt, sind noch weitere Krimis mit Jens, Olivia und Lilian geplant. Ich kann nur hoffen, dass sich die Erzählkunst der Autorin noch weiterentwickelt.

 

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