Louise Penny: Denn alle tragen schuld

OT: Still Life, GB 2005, D 2006, Limes Verlag, als Taschenbuch blanvalet

louise penny still life

Quelle: blanvalet

Ein bisschen irritierend ist die Angabe „Großbritannien“ als Land der Veröffentlichung, denn der Thriller spielt in Kanada, genauer gesagt in der Provinz Quebec, also Frankokanada. Dort lebt auch die Autorin. Diese Tatsache erklärt auch einige Merkwürdigkeiten des Romans, denn für die meisten hier bei uns ist Kanada einfach Kanada, aber nicht für die Kanadier. Frankokanada spielt eine besondere Rolle, dort leben französisch sprechende Menschen und die „Anglos“ Tür an Tür, allerdings politisch nicht oft im Frieden. Im Alltag ist das Problem nicht ganz so groß, wenn auch einige kulturelle Unterschiede bestehen. Die meisten kommen ganz gut mit einander aus.

Dieser Krimi ist ganz nach meinem Geschmack. Teilweise kommt es dem Leser vor wie eine Kreuzung zwischen Inspektor Jury (was die Bewohner des kleinen Orts „Three Pines“ angeht) und den Romanen von Agatha Christie (vom Plot her).

Eine pensionierte Schullehrerin, Miss Jane Neal, wird tot im Wald gefunden, getötet durch einen Pfeil. War es Mord oder Unfall? Das herauszufinden wird Chefinspektor Armand Gamache mit seiner Mannschaft aus Montreal in die Pampa geschickt. Dort findet sich einfach kein Motiv: Miss Neal war schon 76 Jahre alt, lebte allein, war ein herzensguter Mensch mit vielen Freunden, sozial aktiv und überall beliebt. Wer sollte sie umbringen und vor allem warum? Chefinspektor Gamache tut das, was er am besten kann. Er beobachtet und hört zu. Stück für Stück arbeitet er sich durch ein Geflecht von Beziehungen und findet dabei so manches heraus, was eigentlich niemand wissen sollte. Hängen die Angriffe auf die schwulen Cafebesitzer mit dem Tod der alten Dame zusammen? Spielt es eine Rolle, dass sie gerade zum ersten Mal eines ihrer Gemälde der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte?

Unterhaltsam und spannend bis zum Ende. Immer wieder kommen Überraschungen und wenn man zwischendurch das Gefühl hat, dass man schon weiß, wer der Mörder ist, dann… irrt man. Einfach klasse. Viele skurrile, aber nicht unglaubwürdige Charaktere, und auch einige Stellen zum Lachen. Ein Krimidebüt, das mit dem Dagger-Award ausgezeichnet wurde. Vielen Dank an meine Freundin in Kanada, die mich immer wieder mit Büchersendungen erfreut.

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