Ein Fall für Kommissar Dupin
Deutschland 2012, Verlag Kiepenheuer und Witsch
In einem kleinen Touristenort, dem Künstlerdorf Pont Aven in der Bretagne, wird eine lokale Größe, der steinalte Hotelier Pierre-Louis Pennec ermordet aufgefunden. Schon seine Großmutter hatte den Betrieb gegründet und einer großen Künstlerkolonie, zu der unter anderem Paul Gauguin gehörte, Obdach gewährt, sie bemuttert und unterstützt. Das Hotel ist der Hauptanziehungspunkt der Gemeinde im Süden der Bretagne. Kommissar Dupin, vor einigen Jahren gegen seinen Willen aus Paris hierher versetzt, soll den Fall aufklären. Müßig zu erwähnen, dass jeder Bretone glaubt, es sei nötig, ihn alles möglich immer wieder neu über die Gegend und die Menschen dort zu erzählen. Für sie ist er immer der Zugezogene, der Pariser, dabei ist er schon längst angekommen.
Kommissar Dupin hat seine eigenen Methoden. Er lässt sich nicht gern dreinreden und wirft auch gern mal die Kollegen aus dem Zimmer, damit er sich den Schauplatz ganz in Ruhe ansehen kann. Zunächst ist der Mord eigentlich völlig unerklärlich. Wer ermordet einen Mann der schon 91 Jahre alt ist, zumal er körperlich ziemlich hinfällig war? Doch dann häufen sich die merkwürdigen Ereignisse. In das abgesperrte Hotel wird eingebrochen, ohne dass irgendetwas gestohlen wurde und dann gibt es auch schon den nächsten Mord.
Das war ein wirklich schöner Krimi und falls der Autor Provision für jeden bekommt, dem er Lust macht, in die Bretagne zu reisen, dann hat er ausgesorgt, denke ich. Die Gegend und die Menschen sind liebevoll beschrieben, natürlich immer mit einem Augenzwinkern. Ich habe von der Bretagne persönlich eigentlich nur noch eine Erinnerung an einen sehr steinigen Campingplatz an einem sehr nassen und kalten Abend, insofern nicht sehr verlockend, doch nach der Lektüre des Krimis habe ich die Koffer schon fast gepackt.
Die Story ist eine gute Krimigeschichte, mit einem glaubwürdigen Motiv. Und der Kommissar selbst: ich liebe ihn. Zitat: „…weil ihm ohnehin ein paar der „Abgründe“ fehlten, die mittlerweile für seinen Berufsstand ein Erfordernis, quasi ein Standard zu sein schienen: Drogensucht, zumindest Alkohol, Neurosen oder Depressionen bis hin zu klinischen Graden, eine stattliche eigene kriminelle Vergangenheit, Korruption interessanteren Ausmaßes oder mehrere dramatisch gescheiterte Ehen. Nichts davon hatte er vorzuweisen.“ Gottseidank, kann ich nur sagen. Diese ewigen Depri-Typen fangen nämlich an, mich furchtbar zu langweilen. Dagegen bin ich ganz scharf auf den nächsten Krimi aus der Feder des Autors, der übrigens halb Franzose, halb Deutscher ist.