Teresa Simon: Die Lilienbraut

D 2020, Heyne Verlag

„Frisch, mit feiner Holznote, Spuren von Grünem Tee und genau dem richtigen Hauch Petitgrain plus Rosa Pfeffer“

Copyright: Heyne Verlag

Es beginnt mit Liv, einer jungen Frau aus den Niederlanden, die in Köln-Ehrenfeld einen Parfumladen eröffnet. Doch es ist nicht der übliche Parfümerieladen, sondern sie verkauft eigene Düfte, macht Parfüm-/Duft-Schulungen und erschafft ganz persönliche Düfte für ihre Kundinnen. Das Geld für den Laden hat sie von ihrer Tante Wimmie geerbt. Diese hatte an das Erbe die Bedingung geknüpft, dass Liv ihr Geschäft in Ehrenfeld eröffnen muss. Alles lässt sich wunderbar an. Schnell knüpft sie Kontakte, vor allem zu Nouria, einer jungen Frau, die ihr im Laden hilft und zu Jan, dem netten Typ, der direkt am ersten Tag in ihrem Laden auftaucht.

Doch ganz glatt läuft es nicht. Eines Tages begegnet sie einer alten Frau, die sie sofort angiftet, ohne dass es dafür einen Grund gibt. Dann wird ihr Laden Ziel eines Attentats. Jemand ruiniert ihn mit Buttersäure, ein grauenhaft stinkendes Zeug, dass man nur mit Spezialmitteln wegbekommt. Liv ist entsetzt und fassungslos. Wer tut ihr so etwas an? Was hat sie getan, um das zu verdienen?

Die Antwort auf diese Frage liegt  in einer Zeit vor 80 Jahren. Hitler war an der Macht, Nachbarn bespitzelten Nachbarn, kleingeistige Menschen hatten plötzlich etwas zu sagen und missbrauchten die Macht nach Kräften. Juden, Sinti und Roma, wurden verfolgt und deportiert, später ermordet. Die Gestapo übte ihr grausames Handwerk aus. Dann begann der Luftkrieg. Köln wurde unter Tausenden von Bomben begraben. Eine entsetzliche Zeit (und mal am Ganze, wer sich das zurückwünscht, der hat sie einfach nicht alle).

In dieser ist eine andere junge Frau, Nellie Voss, bei 4711 angestellt. Dort wird sie wegen ihres außergewöhnlichen Geruchssinns Gehilfin beim Chefparfumeur Luuk van Geeren. Luuk ist ihr sehr zugetan, doch Nellie liebt einen anderen, einen, den sie nicht haben kann.

Schon wieder ein Buch, das sich irgendwie zu mir verirrt hat. Es ist ganz und gar kein Krimi. Bücher mit Titeln wie „Lilienbraut“ , „Oleanderfrauen“ und so weiter sind normalerweise nicht mein Ding. Dieses Buch habe ich gelesen, weil es mir der Verlag einfach geschickt hat und ich habe es nicht bereut. Es liest sich gut und ist interessant durch den ständigen Wechsel zwischen der Erzählung von Nellie in der Ich-Form und der Gegenwart, in Liv lebt. Als Leserin sieht man natürlich, worauf das Ganze hinausläuft, es ist eine Liebesgeschichte, aber auch eine interessante Darstellung der Kriegszeit. Gerade heutzutage, wo die Aluhut-Spinner zusammen mit den Neonazis öffentlich auftreten, kann man gar nicht genug erzählen, wie furchtbar diese Zeit gewesen ist. Nellie Perspektive macht der Leserin eindringlich klar, wie diese Zeit war, ohne dabei kitschig oder belehrend zu wirken. Ein Frauenbuch im besten Sinne. Und ganz nebenbei lernt man eine ganze Menge über Düfte.

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