Abigail Padgett: Blues Dämonen

Quelle: Prospero Verlag

Quelle: Prospero Verlag

OT: The Last Blue Plate Special, USA 2001, D 2003 Ullstein, D 2013 Prospero Verlag

Manchmal traue ich mich gar nicht, ein Buch anzufangen. Hier bei diesem war es so. Das erste fand ich super und manchmal ist das zweite dann nur ein Aufguss. Aber hier nicht. „Blues Dämonen“ ist genauso gut wie das andere. „Blue“. Blue, die Sozialpsychologin, lebt immer noch in ihrem verlassenen Motel mitten in der Wüste und ist immer noch mit Roxi, ihrer Freundin zusammen. Die beiden haben sich zu einer Consulting-Agentur zusammengetan und beraten unter anderem die Justiz bei der Auswahl von Geschworenen. Nebenbei hat Blue einen Auftrag als Wahlkampfanalystin angenommen.

Als kurz nacheinander zwei Politikerinnen überraschend sterben – anscheinend an einem Schlaganfall – ist Blue sofort klar, dass das ein statistischer Ausreißer ist und die Wahrscheinlichkeit, dass es sich wirklich um natürliche Todesfälle handelt, minimal ist. Und so ist es auch: jemand, der sich „Schwert des Himmels“ nennt und der festen Überzeugung ist, dass Frauen nur für die drei K geboren sind, kündigt den nächsten Mord an. Blue und Roxie versuchen ein Profil des Täters zu entwickeln. Ganz nebenbei müssen sie sich noch mit ihrer Beziehung auseinandersetzen.

In gewisser Weise fühlte ich mich an Umberto Eco „Der Name der Rose“ erinnert, nicht wegen der Story, sondern weil man die Klugheit der Autoren an jeder Stelle des Buches spürt. Doch während Eco mich stellenweise zu Tode gelangweilt hat (und nicht nur mich: ich kenne viele Leser/innen, die mehrfach Seiten im Buch einfach übersprungen haben), finde ich das, was man bei Abigail Padgett spürt, sehr aufschlussreich und teilweise auch sehr lustig. Selten wird die amerikanische Kleinstadt und das amerikanische Wesen so gut und witzig erklärt wie in diesem Buch. Diese unsichtbaren Regeln und Grenzen, die man als Außenstehender, z. B Zugezogener, oder auch als Angehöriger eine anderen Kultur, übertreten kann, ohne es überhaupt zu merken, kennt sie aus dem Effeff. Sie bietet auch ein paar spannende Einblicke in die Beziehung zwischen den Geschlechtern.

Aus langer Krimierfahrung hatte ich mich so in der Mitte auf zwei mögliche Mörder inklusive Motiv festgelegt. Und ich habe mich geirrt. Super. Und eine Bemerkung ganz am Rande: Lieber Verlag, ich mag den Einband. Er gefällt mir vom Ästhetischen her (der erste sogar noch mehr) und Ich fasse ihn gern an; es fühlt sich fast wie Stoff an.

 

Dieser Beitrag wurde unter Thriller, USA veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.