Walter Landin: Die achte Sure

D 2017, Silberburg Verlag
Ein Baden-Württemberg-Krimi

Copyright: Silberburg Verlag

Vor den Augen von Kommissar Lauer stürzt ein Mann vom Dach eines Hotels. War er gesprungen, war es ein Unfall, wurde er heruntergestoßen? Lauer kann es nicht sagen. Es stellt sich heraus, dass der Tote ein gebürtiger Mannheimer war, Oliver Mehmet Hayreddin, Vater Türke, Mutter Deutsche. Er hatte sich vor einigen radikalisiert, von seinen Freunden losgesagt und war letztendlich über Verwandte in die Türkei gereist, um sich dann in Syrien dem IS anzuschließen. Er war gerade erst zurückgekommen, ohne dass er seine Familie besucht hatte. Der Vater war vor einigen Jahren gestorben, seine Mutter hatte ihn schon lange verloren. Auch der Stiefvater hatte keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt.

Im Zuge der Ermittlungen treffen sie auf Emrah, einen jungen Mann, der früher mit Oliver befreundet war. Doch wie er erzählt, hat er auch keinen Kontakt mehr mit ihm gehabt, nachdem er zum radikalen Islam übergegangen war. Erst nach seiner Rückkehr hatten sie kurz telefoniert, doch laut Emrah gab es nichts mehr zu sagen. Auch der Prediger in einer Hinterhofmoschee ist zunächst eine Sackgasse. Was den Ermittlern am meisten zu schaffen macht, ist die Frage nach dem Motiv und die Frage, warum Oliver überhaupt zurückgekommen ist. Offensichtlich hatte er seiner Form des Glaubens keineswegs entsagt und stand genauso dahinter wie vorher.

Die Lage wird immer verzwickter. Plötzlich kommen auch noch Drogen ins Spiel. Wie passt das alles zusammen? Und wie hängt das Ganze mit dem Mord an einer jungen Frau zusammen, die vor 30 Jahren ums Leben kam?

Ein Krimi, der schwer zu besprechen ist. Gut geschrieben, sicher auch gut recherchiert, doch fällt man beim Lesen immer wieder über die eigenen Vorurteile. Zudem hat auch der Autor sich diesen Vorurteilen an manchen Stellen nicht entziehen können, zumindest bedient er sie. Dennoch ist es interessant zu lesen, wie es geschehen kann, dass ein junger Mann, in Deutschland geboren und aufgewachsen, mit einem scheinbar völlig normalen Familienhintergrund, auf die Idee kommen kann, dem Islamischen Staat beitreten zu wollen. Auslöser ist oft nicht die Religion, sondern ganz andere Probleme. Dann braucht es nur noch einer starken Vorbildfigur und schon ist es passiert.

Der Krimi lohnt sich auf jeden Fall, er spielt in einem Milieu, das mir nicht sehr vertraut ist. Solche Geschichten kennt man normalerweise immer nur aus dem Fernsehen und der Presse. Hier wird der Versuch gewagt, den Geschichten ein Gesicht zu geben. Allerdings braucht man zumindest als Nicht-Mannheimer an manchen Stellen einen Übersetzer, und zwar nicht für die türkische Sprache.

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