James Lee Burke: Mississippi Jam

Ein Dave-Robicheaux-Krimi

OT: Dixie City Jam, London 1994, D 2016, Pendragon Verlag

Eine absolut schwarze Seele

Coverfoto

Verlag Pendragon

Dave Robicheaux, Polizist und Angelshopinhaber im Iberia Parish in der Nähe von New Orleans, muss etwas Geld dazuverdienen. Daher lässt er sich darauf ein, für Hippo Bimstine, einen reicher Drugstorebesitzer, nach einem angeblich in der Bucht gesunkenen U-Boot der Nazis zu suchen. Bimstine möchte ein Casino für Touristen daraus machen. Dave muss seinem Freund und Angestellten Batist helfen, der unter Mordverdacht im Knast sitzt und Anwälte sind teuer. Nebenbei muss er auch noch seinem alten Kumpel Purcell an die Kandarre nehmen, der sich mit der örtlichen Mafia angelegt hat. Zudem steht Purcell unter Verdacht, der Mann zu sein, der in der letzten Zeit das Gesetz in eigene Hände genommen und eine Spur von Leichen hinterlassen hat.

Doch Dave ist anscheinend nicht der einzige, der sich für das alte U-Boot interessiert. Eine andere Partei ist ebenfalls hinterher. Eines Tages steht ein Mann namens Will Buchalter vor der Tür. Er ist zunächst sehr höflich, doch die Höflichkeit weicht schnell der Bedrohlichkeit. Er rückt Dave Robicheaux immer weiter auf die Pelle und versucht ihn einzuschüchtern. Das gelingt ihm in gewisser Weise, als er sich an Daves Frau vergreift und dann noch später nachts ins Haus eindringt. Aber das war ein Fehler, denn jetzt ist Dave sauer und setzt, zusammen mit Clete Purcell, alles daran, Will Buchalter zu erledigen. Doch das gestaltet sich sehr schwierig, denn Buchalter scheint eine Art Nazi-Geist zu sein. Außerdem ist er sich für keine Grausamkeit zu schade. Er ist mit Abstand einer der widerlichsten Typen, die je in einem Krimi aufgetaucht sind, vollkommen perfide, ohne jegliches Mitleid, eine bösartige Seele.Mit der Jagd auf ihn setzt Dave sein Leben aufs Spiel.

Schon der zweite Krimi von James Lee Burke, den ich in kurzer Zeit gelesen habe. Er gefällt mir genau so gut wie der erste. Zeitlich gesehen liegt er vor dem anderen „Sturm über New Orleans“ von 2007. Wenn mir ein Held gefällt, ist das schon die halbe Miete und eine Landschaft wie die Gegend rund um das alte New Orleans tut das ihre dazu. Dazu kommt, was allerdings nichts mit der Qualität eines Krimis zu tun hat: ich liebe dicke Bücher. Je dicker, desto besser. Deswegen lese ich auch keine Kurzgeschichten, wenn ich es irgendwie vermeiden kann. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Und dieser Krimi hat wunderbare 588 Seiten. Da kann man sich als Autor wirklich Zeit lassen, eine Geschichte zu erzählen. Die unheimliche Stimmung, die sich durch die Bedrohung durch den durchgeknallten Buchalter entsteht, baut sich langsam auf und wird dadurch sehr beklemmend. Will Buchalter ist einer der ekelhaftesten Bösewichte, über die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Man kriegt Alpträume davon. Ich bin nur froh, dass ich es nicht als Hörbuch gehört habe, denn das ist oft wesentlich beängstigender als ein Buch, das man liest.

Der Autor beschränkt sich aber nicht nur auf eine reine Krimigeschichte. Praktisch nebenbei übt er auch Sozialkritik bezüglich des Umgangs mit den Schwarzen in den USA. Batist ist nicht nur im Knast gelandet, weil er des Mordes verdächtig ist, sondern auch, weil er schwarz, arm und ungebildet ist und weil er früher einmal einem weißen Polizisten auf die Füße getreten ist. Da ändert sich offensichtlich nichts. Das Buch ist von 1994, also über 20 Jahre alt, und so ist es heute immer noch. Genauso rechnet er mit den amerikanischen Neonazis/Altnazis ab. Davon scheint es auch noch eine Menge zu geben, sowohl in den USA als auch bei uns.

Der Pendragon Verlag scheint jetzt alle Bücher von James Lee Burke als Neuausgabe herauszugeben, auch in neuer Übersetzung. Das lässt auf viele Stunden Lesen hoffen, denn bis jetzt gefallen sie mir gut. Für mich sind sie neu, denn ich hatte ihn vorher nicht gekannt, was sich als echte Bildungslücke erweist.

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