Deutschland 2010
Tobias Sartorius kommt nach 10 Jahren im Knast zurück in seinen Heimatort, eine Kleinstadt im Taunus. Er war in einem Indizienprozess (es fehlten nämlich die Leichen) wegen zweifachen Mordes, an seiner Freundin und seiner Ex-Freundin, verurteilt worden. Tobias ist bis heute selbst nicht sicher, was vorgefallen ist, denn er erinnert sich an nichts. Die Dorfbewohner dafür umso mehr. Sie haben gar nichts vergessen und lassen ihn das auch spüren. Er und sein Vater sind Personae non grata. Auch die Eltern Sartorius haben für das Verbrechen zahlen müssen. Das einst gutgehende Gasthaus ist geschlossen, Haus und Hof für „‘n Appel und ‘n Ei“ verkauft, der Vater wohnt inzwischen allein auf dem völlig verwahrlosten Gelände und Tobias Mutter ist weggezogen, weil sie es nicht mehr ertragen konnte. Außer seiner alten Freundin Nadja, inzwischen eine bekannte Schauspielerin, und Amelie, einer renitenten 17jährigen, die als Zugezogene in der Dorfkneipe kellnert und somit genau so ein Außenseiter ist wie er, hat er keine Freunde.
Seine Rückkehr setzt einiges in Gang. Jahrelang hat das gesamte Dorf über die Vorgänge geschwiegen, doch jetzt kochen die Gefühle wieder hoch. Das bekommt als erste Tobias Mutter zu spüren. Jemand stürzt sie von einer Autobahnbrücke und sie kommt nur knapp mit dem Leben davon. Dann folgt ein Angriff auf Tobias…
Endlich mal wieder ein guter deutscher Krimi. Keine peinlichen Dialoge, haarsträubenden Motive oder lächerliche Figuren. Es liest sich weg wie nichts. Die Darstellung der Dorfgemeinschaft, die sich gegen sämtliche Außenseiter zusammenschließt, die Beziehungen zwischen den Menschen und das Verhalten bei Bedrohung sind absolut zutreffend. Das könnte genauso auch in der Eifel oder am Niederrhein spielen. Man sieht es richtig vor sich. Und auch die Ermittler, die Kommissare Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff kommen realistisch, doch auch sympathisch, rüber. Von dieser Autorin werde ich sicher noch mehr lesen.