Alex Bensson: Viren schlafen nicht

Ein Lord Bromley Thriller

D 2016, Selbstverlag (Amazon)

… sie ruhen nur

Cover: Viren schlafen nicht

Copyright: Alex Bensson

Lord Bromley und seine Crew von Spezialisten (Computerhacker, Meisterdiebin, Verhörspezialisten usw.) haben einen neuen Auftrag. Für den MI6 in Gestalt von Jane Stoneheart sollen sie den Tod von Professor Löwenstein, einem Genetiker, prüfen, der gerade einige Proben eines unbekannten Virus untersucht hat. Offensichtlich starb er ganz überraschend in seinem Labor an einem Herzinfarkt. Dies ist umso brisanter, als der Virus die höchste Sicherheitsstufe erfordert. Eine andere Charge des Virus liegt bei Professor Takemi, einem Virologen.

Da Lord Bromley nicht viel Erfahrung mit medizinischen Dingen, Genetik oder Virologie hat, wird ihm die junge Ärztin Claire, eine Gynäkologin, die früher mit Löwenstein gearbeitet hat, zur Seite gestellt. Während die Crew ermittelt und versucht, herauszubekommen, um was es sich bei dem Virus handelt, häufen sich die Todesfälle. Anscheinend stirbt fast jeder, der mit Löwenstein oder Takemi in Kontakt war, entweder eines gewaltsamen Todes oder durch eine grauenhafte Krankheit, ähnlich Ebola, bei der die Blutgerinnung komplett versagt, die Menschen aus allen Körperöffnungen inklusive Augen bluten und dann sehr schnell sterben. Die Angelegenheit wird noch brisanter, als sich herausstellt, dass Lord Bromley und sein Team ebenfalls auf der Liste der Killer stehen. Und gleichzeitig scheint durch das Virus eine Pandemie auszubrechen. Es wird sehr, sehr eng.

Das Buch ist spannend und ich zweifle nicht daran, dass der Plot von einer möglichen Realität nicht weit entfernt ist. Schon beim HIV-Virus gab es Vermutungen (von mir aus auch Verschwörungstheorien), dass er keines natürlichen Ursprungs sei, sondern aus einem Labor entwichen. Insofern glaube ich schon, dass so etwas wie hier beschrieben möglich ist. Dafür braucht es ein bisschen Genialität, vermischt mit völliger Skrupellosigkeit, vielleicht aber auch nur Dummheit. „Wir machen es, weil wir es können“, so ähnlich wie bei den Erfindern der Atombombe. Die waren auch voll berauscht vom eigenen Können und haben ihr Gehirn nicht weiter eingeschaltet.

Aber ansonsten habe ich etwas zu meckern. Normalerweise lese ich Bücher nur selten in einem Rutsch konzentriert durch. Schließlich habe ich einen Job, ein Leben, einen Hund. Bei diesem Buch aber macht es das schwierig, denn es hat ohne Ende Schauplätze (Berlin, London, Schottland, die Uckermark, Genf…) und noch mehr Protagonisten. Jedesmal, wenn man das Buch zur Hand nimmt, überlegt man wieder: „Wer war das noch einmal?“, „Wo wurde der schon erwähnt?“. Das macht das Lesen ziemlich anstrengend. Dazu kommt eine längere Abhandlung über Gene und spezielle Basenpaare, die ich eigentlich nur überflogen habe. Für einen Mediziner, wie es der Autor ist, muss das so normal sein, als spräche er über seine Kinder, aber für mich war es ein bisschen zu detailliert. Mir geht es ähnlich, wenn ich über 6-fach verschachtelte Wenn-Funktionen fasele. Dann schalten meine Zuhörer gewöhnlich ab (außer denen, die dafür bezahlen).

Dann lautet der Untertitel: Ein Lord Bromley Thriller. Dafür ist einfach zu wenig Lord Bromley drin. Es kommen so viele Leute in dem Krimi vor, dass Lord Bromley und seine Crew als Personen fast untergehen. Für mich war die Hauptperson eigentlich die junge Ärztin Claire. Zudem ist diese Team-Geschichte ziemlich altbekannt, eine Abwandlung vom „A-Team“ oder von der Fernsehserie „Leverage“. Beide habe ich gern gesehen und insofern ist mir auch das Team von Lord Bromley ganz  sympathisch. Insgesamt: zu viele Leute, zu viele Schauplätze, zu viel Theorie, aber gut geschrieben, eine spannende Geschichte, viel Potential für die Zukunft.

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