Michael Robotham: Dein Wille geschehe

OT: Shatter, GB 2008, D2008

Der Psychologe Joe O’Laughlin wird von der Polizei zu Hilfe gerufen: Eine nackte Frau, nur mit High Heels an den Füßen und einem Handy am Ohr, will von einer Brücke springen. Joe versucht, sie davon abzuhalten, doch er scheitert. Die Frau stürzt in den Tod. Ein offensichtlicher Selbstmord. O’Laughlin kommt das Ganze dennoch ziemlich merkwürdig vor, er ist nicht überzeugt, kann die Polizei aber nicht zur Untersuchung des Falles bewegen.

Doch einige Tage später taucht die Tochter der Toten überraschend vor seiner Tür auf. Auch sie glaubt nicht, dass ihre Mutter sich umgebracht hat. Joe versucht ihr zu helfen, doch nach wie vor stößt er bei der Polizei auf Unglauben. Aber dann passiert das Gleiche noch einmal. Die Freundin und Geschäftspartnerin der toten Frau wird ebenfalls tot auf gefunden, komplett nackt bis auf ein paar scharfe Schuhe, im Wald in einen Baum gefesselt, mit einer Kapuze über dem Kopf und einem Handy vor den Füßen.

O’Laughlin braucht Unterstützung. Er ruft seinen Freund Vincent Ruiz zu Hilfe, einen pensionierten Polizeibeamten, den er kennengelernt hatte, als er selbst des Mordes verdächtigt wurde.

Die beiden begreifen schnell, dass ein ganz besonders bösartiger Mörder unterwegs ist. Er tötet nicht durch körperliche Gewalt, sondern benutzt psychologische Mittel. Er ist absolut bösartig und brandgefährlich, wenn seine Beweggründe zunächst auch noch nicht klar sind. Vincent Ruiz und Joe O’Laughlin sind sich dessen bewusst und setzen alles daran, den Mörder zu jagen, bevor er wieder zuschlägt. Und der ist ein wirklich sehr gefährlicher Gegner.

Wie auch bei „Adrenalin“ von 2007 ist das Buch wieder sehr spannend. Joe O’Laughlin ist eine sympathische Figur, was vielleicht noch dadurch unterstützt wird, dass er außer gegen einen Mörder auch noch gegen seine eigenen Dämonen kämpfen muss. Er hat Parkinson. Das führt dazu, dass sein Körper ihn schon mal überraschend im Stich lässt, ganz zu schweigen von dem so genannten „Maskengesicht“, das dazu führt, dass seine Mimik nicht mit seinen Emotionen übereinstimmt. Der Kampf mit „Mr. Parkinson“ ist aber nicht das einzige private Problem. Dazu kommt die schwierige Beziehung zu seiner Frau, die ganz ohne ihn Karriere macht und die dabei nicht die treueste aller Ehefrauen zu sein scheint.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus Sicht des Psychologen erzählt, doch immer wieder werden auch die Gedanken des Mörders eingeblendet. Und dessen Psyche ist wirklich komplett gestört. Er ist ein Fachmann auf der Gebiet der Menschenmanipulation. Er bringt seine Opfer in eine Situation, in der sie keinen Ausweg mehr sehen und genau das tun, was er von ihnen verlangt. Die ganze Zeit während des Lesens fragt man sich, ob ein solcher Mord wirklich möglich ist. Ist nicht der Selbsterhaltungstrieb des Menschen so stark, dass er in letzter Sekunde vor dem eigenen Tod zurückschrecken würde? Aber wenn man sich dann ansieht, wie Feuerwehrmänner in Japan freiwillig in die verstrahlten Gebiete reisen, um die Superkatastrophe in letzter Sekunde noch abzuwehren, obwohl sie mit absoluter Sicherheit damit mit ihrem Leben bezahlen werden, dann kommt einem die Möglichkeit plötzlich sehr real vor. Wenn sich Menschen für so abstrakte Dinge wie ein Land oder das Allgemeinwohl opfern können, für Menschen, die sie nicht einmal kennen, wozu sind sie dann fähig, wenn es um das Leben ihrer Kinder geht?

 

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