OT: The Kill Room, USA 2013, D 2015, Blanvalet Verlag
Staatsanwältin Nance Laurel, ziemlich verkniffen, und Lon Selitto, ehemaliger Kollege von Lincoln Rhyme, suchen ihn wegen eines Verbrechens auf. Der US-Amerikaner und Amerikakritiker Roberto Moreno wurde auf den Bahamas von einem Scharfschützen erschossen. So wie es aussieht, ist auch der Mörder Amerikaner. Nance will die Drahtzieher des Mordauftrags drankriegen. Offensichtlich wurde der Mord von einer amerikanischen Behörde angeordnet und zwar vom Chef des NIOS, einer Behörde, die ähnlich ist wie die Homeland Security. Dies führt dazu, dass die Ermittlungen von Lincoln und seiner Partnerin Amelia Sachs unbedingt geheim bleiben müssen. Zudem besteht die Gefahr von diplomatischen Verwicklungen und – besonders problematisch – der NIOS scheint schon eine andere Person im Visier zu haben.
Auf den Bahamas scheinen die Ermittlungen recht nachlässig geführt zu werden. Nachdem Lincoln telefonisch nicht weiterkommt, beschließt er, selbst nachzusehen und fliegt mit seinem Betreuer und einem Polizisten dorthin. Als Tatortspezialist hofft er, eindeutige Spuren direkt am Tatort zu finden. Doch das bringt ihn selbst in Todesgefahr.
Es stellt sich heraus, dass es irgendjemand damit beschäftigt ist, sämtliche potentiellen Zeugen des Mordes zu beseitigen. Dieser Jemand ist schnell und gründlich und Lincoln und Amelia immer einen Schritt voraus. Jedes Mal, wenn Amelia eine Spur hat, ist der Mörder vor ihr da. Außerdem kommt sie mit der Staatsanwältin überhaupt nicht klar, erst recht, nachdem sie feststellen muss, dass diese offensichtlich etwas zu verbergen hat. Doch das Ermittlerduo lässt sich nicht bremsen. Natürlich lösen sie den Fall.
Als bekennender Jeffery-Deaver-Fan und ganz besonders von Thrillern mit Lincoln Rhyme war ich am Anfang des Buches ein bisschen enttäuscht. Die Story lässt sich ein bisschen langsam an. Zu viele Beschreibungen von Leuten und Befindlichkeiten und zu wenig Handlung. Doch zur Mitte hin entwickelte es sich wieder zu einem typischen Deaver. Finten und Haken ohne Ende, jedes Mal, wenn man denkt, man hätte es durchschaut, kommt wieder eine unerwartete Wendung. Rein menschlich ist es auch schön, dass Lincoln inzwischen in der Lage ist, zumindest einen Arm zu bewegen und sogar verreisen kann. Eine positive Weiterentwicklung seit dem „Knochenjäger“, als er auf dem Weg zum Selbstmord war. Merkwürdig, wie man eine Art Beziehung zu einer Person entwickeln kann und sich für sein Leben interessieren kann, obwohl es diese Person gar nicht gibt.