Mariusz Czubaj: 21:37

Quelle: Prospero Verlag

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OT: 21:37, Polen 2009, D 2013, Prospero Verlag

Ein echt spannender Krimi! Irgendwie hatte ich ein ähnliches düsteres Szenario erwartet wie bei Izabela Szolc „Ein stiller Mörder“, aber ich wurde angenehm enttäuscht. Ein guter Thriller, der genauso gut von einem amerikanischen Autor hätte sein können.

Zwei Priester-Seminaristen sind ermordet worden. Sie wurden gefoltert, mit Plastiktüten erstickt und auf die Tüten wurden die Zahlen 21 und 37 geschrieben. Anscheinend kennt jeder Pole diese Zahlen: Es ist die Uhrzeit, zu der Papst Johannes Paul II gestorben ist (das war mir vollkommen unbekannt). Außerdem wurden zwei rosa Dreiecke mit Lippenstift aufgemalt. Das könnte auf ein sexuelles Motiv hindeuten.

Der Profiler Rudolf Heinz hat eigentlich etwas anders zu tun. Im heimischen Kattowitz ist eine Frau ermordet worden und er ist bei den Ermittlungen noch nicht wesentlich weiter gekommen. Doch weil der Fall der beiden Seminaristen den päpstlichen Bezug hat, wird Heinz nach Warschau beordert. Dort trifft er auf Warschauer Kollegen, die nicht gerade erfreut über seine Anwesenheit sind und seine Ermittlungen in Kirchenkreisen werden dort auch nicht gerade begrüßt. Rudolf Heinz dringt tief in die kirchliche Parallelwelt ein. Dort ist bei weitem nicht alles in Ordnung. Doch Heinz lässt nicht locker und mischt die kirchlichen Kreise ganz schön auf.

Die Figur des Rudolf Heinz, von seinen Freunden „Hippie“ genannt, ist ein sympathischer Ermittler. Er liebt Musik, Black Sabbath, John Lee Hooker, Fleetwood Mac, also Sachen, die ich auch mag. Er ist nicht gerade Everybody’s Darling, aber ein richtiger Mensch, alleinerziehender Vater, Musiker aus Leidenschaft, geschlagen mit Rheuma und verdammt gut in seinem Job. Und ganz nebenbei erfährt man eine Menge über das Leben unserer östlichen Nachbarn und wie große die Rolle ist, die die katholische Kirche dort auch heute noch im täglichen Leben spielt.

Der Thriller hat den polnischen Krimipreis 2009 erhalten. Zu Recht!

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