Deutschland 2012, Theiss Verlag
Dr. Ohio, ein japanischer Psychologe, der der Liebe wegen (unerfüllt!) vor Jahren in Tübingen hängen geblieben ist, wird von seinem Schachpartner und einzigen Freund Höpfner, dem Inhaber einer Buchhandelskette, als Testamentsvollstrecker benannt. Dieser ist bei einer Explosion überraschend ums Leben gekommen. Wenn die Erben nicht innerhalb von 6 Monaten gefunden werden, geht das gesamte Vermögen an den Anwalt Dr. Laudtner, Höpfners Archivar Vähri Wieri und eine Stiftung, die von diesen beiden verwaltet werden soll.
Dr. Ohio nimmt den Auftrag ernst und macht sich auf die Suche. Seine Gegenspieler, der Anwalt, der gewaltig Dreck am Stecken hat, und der finnische Archivar, ein glühender Calvinist, der sich weit höhere Ziele erträumt als den schnöden Mammon, setzen alles, aber auch alles, daran, dies zu verhindern.
Obwohl schon am Anfang klar ist, wer die Bösen und wer die Guten sind, ist das Buch an keiner Stelle langweilig. Man verfolgt mit Spannung, ob es dem durchgeknallten Finnen gelingt, Dr. Ohio und den zweiten Erben um die Ecke zu bringen. Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen.
Natürlich gibt es auch Schwächen. Ich hatte ein bisschen Probleme, mir die Protagonisten vorzustellen, sowohl äußerlich als auch (bei einigen) Ihre Charaktere und Beweggründe. Die Gedanken und Gefühle von Dr. Ohio scheinen mir ziemlich deutsch zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der mit Anfang 20 aus Japan nach Deutschland kommt, so deutsch wird, auch nicht nach 25 Jahren. Aber es kann natürlich sein, dass ich über meine eigenen Vorurteile stolpere.
Ich fand das Buch sehr unterhaltsam; außerdem habe ich Lust bekommen, mir mal Tübingen anzusehen. Anscheinend ist es Mark Stichlers erstes Buch für Erwachsene. Da kann ich nur sagen: weiter so!