Olaf Nägele: Goettle und die Hexe vom Federsee

D 2016, Silberburg Verlag
Ein Baden-Württemberg Krimi

Pater Brown lässt grüßen

Quelle: Silberburg Verlag

Erinnern Sie sich noch an das Gesicht von Heinz Rühmann als Pater Brown, wenn er mal wieder zu seinem Bischof zitiert wurde, weil er lieber Verbrechen aufklärte als seine tägliche Arbeit als Seelsorger zu machen? Genauso sieht Pfarrer Goettle aus, wenn er zu seinem Bischof gerufen wird. Er ist ein echter Bruder im Geiste von Pater Brown.

In Bad Buchau liegt die Adalbert-Härle-Klinik, in der reichen Patienten auf ganzheitliche und unkonventionelle Art geholfen werden soll, wenn sie mit dem Leben nicht mehr zurecht kommen. Beim Rulaman-Konzept reicht das Spektrum der Angebote von der Massage über Gesprächskreise bis zur Ernährung. Gerade bei letzterem handelt es sich um eine Kost, die weder Alkohol noch Nudeln, Brot oder andere zivilisatorische Errungenschaften beinhaltet. Die Patienten sollen sich in etwa verhalten wie der Steinzeitmensch, viel frische Luft, ursprüngliches Essen mit Kräutern und dazu reinigende Gespräche. Das gefällt nicht jedem, daher geht der eine oder andere, meist männliche Patient auf Abwege, indem er sich zur Tantramassage davonschleicht oder auch schon einmal im örtlichen Wirtshaus landet. Die Klinik erfreut sich großer Beliebtheit bei den reichen Kranken.

Doch dann ereignet sich der erste Todesfall. Ein Patient, der kurz zuvor bei der Tantramassage war, bei der Hexe vom Federsee, wie Miriam Luscheder wenig freundlich genannt wird, erleidet den Herztod. Pfarrer Goettle findet es merkwürdig, doch richtig aufmerksam wird er, als sich binnen kürzester Zeit ein zweiter Todesfall ereignet und außerdem eine Patientin spurlos verschwindet. Seine Pfarrkinder sprechen schon davon, dass die Hexe die Leute verflucht. Das glaubt der Pfarrer ja nicht. Er wendet sich an die örtliche Polizei. Doch die ist mit einer Serie von Einbrüchen beschäftigt ist und kann und will ihm nicht helfen. Das kann der Pfarrer nicht auf sich beruhen lassen. Statt das zu tun, was er laut Bischof tun soll, beginnt er auf eigene Faust, Ermittlungen anzustellen. Dazu versichert er sich der Hilfe seines alten Freundes Frieder, des ehemaligen Chefredakteurs der örtlichen Zeitung, inzwischen allerdings im Ruhestand, ständig klamm und allen möglichen Experimenten gegenüber offen. Die beiden kommen einem Komplott auf die Spur.

Der Krimi ist sehr lustig geschrieben, man langweilt sich keine Sekunde. Die Handlung kann man sich zwar irgendwie denken, das tut dem Spaß aber keinen Abbruch. Goettle kann sehr gut in den Schuhen von Pater Brown laufen. Das Ganze ist dann nett in die Jetzt-Zeit verlegt, unter anderem kommen wirklich „passende“ technische Gimmicks zum Einsatz wie z. B. ein Kruzifix, mit dem man funken kann.

Glücklicherweise übertreibt der Autor es nicht mit dem Lokalkolorit und der schwäbischen Mundart. Die  Protagonisten unterhalten sich schon mal auf schwäbisch, doch auch ein Niederrheiner wie ich kann dem mühelos folgen. Und es passt ganz wunderbar zu den Figuren. Natürlich wimmelt es von Klischees: der Pfarrer selbst natürlich, seine mütterliche und etwas dusselige Haushälterin, die geplagte Kriminalkommissarin, die sich außerdem mit einem idiotischen Praktikanten herumschlagen muss, aber das macht gar nichts. Der richtige Krimi für den Feierabend.

Dieser Beitrag wurde unter Deutschland veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.