Jefferson Farjeon: Dreizehn Gäste

OT: Thirteen Guests, GB 1936, D 2019, Klett-Cotta

Ein Gast zuviel

Copyright: Verlag Klett-Cotta

Auf dem Landsitz Bragley Court treffen 13 Personen als Gäste aufeinander. Die Gastgeber, Lord Aveling und seine Familie haben eine sehr zusammengewürfelte Schar von Gästen eingeladen, unter ihnen ein Politiker, ein berühmter Maler, ein zynischer Journalist, eine Schauspielerin, und dazu gesellt sich noch ein zufälliger Besucher, ein junger Mann namens John Foss, den ein kleines Unglück hier hat stranden lassen. Es heißt, den 13. Gast ereile ein Unglück. Und dieses lässt auch nicht lange auf sich warten. Während John Foss durch seine Verletzung dazu verurteilt ist, den ganzen Tag auf dem Sofa zu verbringen und darauf zu hoffen, dass jemand vorbeikommt, um ihn zu unterhalten, sind die anderen Gäste damit beschäftigt, sich auf Teufel komm raus zu amüsieren. Doch das gelingt nicht so ganz. Nachdem zunächst ein Gemälde des Malers Leicester Pratt in seinem Atelier beschädigt wird, folgt als nächstes der Tod eines Hundes und später der eines Menschen. Doch niemand kennt den Toten. Die Polizei wird gerufen und erscheint in Person von Kriminalinspektor Kendall. Kann er den Mord aufklären? Bei seinen Untersuchungen wird klar, dass jeder dort etwas zu verbergen scheint. Doch was ist es? Ist Erpressung im Spiel? Wer erpresst wen und womit? Je mehr er erfährt, umso undurchschaubarer wird das Ganze. Niemand sagt, was er denkt oder weiß… Und dann findet man noch einen Toten.

Hach, dachte ich, wie schön! Ein Krimi im Stil von Agatha Christie. Ein fester Personenkreis in einem mehr oder weniger umgrenzten Raum, bei dem die Leser mit dem Detektiv wetteifern können, wer zuerst den Mörder errät (oder das Motiv). Doch im Gegensatz zu den Krimis von Agatha Christie fehlte mir vor allem eine Figur, mit der ich mich identifizieren könnte bzw. die man mögen kann. Man könnte John Foss nehmen, der die ganze Zeit quasi am Rande das Geschehen beobachtet, ohne selbst eingreifen zu können, aber dafür ist das Ganze zu distanziert geschrieben. Immer wieder sieht man Bruchstücke von Persönlichkeiten, doch sie bleiben einem emotional fremd. Das ist schade, denn für mich lebt ein Krimi genau davon.

Ein bisschen Schwierigkeiten hatte ich auch mit der Sprache. Es gibt für meinen Geschmack zuviel davon. Alle quasseln und quasseln, es gibt immer mal wieder Andeutungen, doch passiert eigentlich relativ wenig. Es erinnerte mich ein bisschen an die Screwballkomödien der 40er Jahre. Auch dort wird relativ viel geredet, es gibt Personen, die eigentlich nicht arbeiten müssen, weil sie reich sind und deshalb die Zeit und Muße für geistreiches Geplauder haben und oft genug gibt es auch ein Paar, das sich letztendlich findet. Nur ist das in einem Buch weniger spannend als im Film.

Der Krimi ist schnell gelesen und unterhaltsam, aber zumindest für mich nicht der große Wurf.

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