Massimo Carlotto & Mama Sabot: Tödlicher Staub

Quelle Verlag Tropen

OT: Perdas de fogu, Italien 2008, 2012 Verlag Tropen im Klett-Cotta

Haben Sie schon mal überlegt, nach Sardinien in Urlaub zu fahren? Ich schon, aber nach diesem Thriller ist das Thema für mich gegessen. Auf Sardinien werden nämlich Waffentests durchgeführt, im Gebiet Salto di Quirra und auch im Seegebiet nicht weit entfernt. Dabei handelt es sich nicht nur um „konventionelle“ Waffen, sondern auch Waffen mit Uranprojektilen, die beim Auftreffen Nanopartikel freisetzen (die gleichen, die beim Einstürzen der Twin Towers freigelegt wurden). Diese gelangen durch schlichtes Einatmen in den Körper (man muss also nicht getroffen werden) setzen sich dort fest und verursachen Tumore inklusive der Schädigung von Erbgut. Die Krebsrate bei den Soldaten, die das Gelände bewachen, ist enorm hoch. Als ich das gelesen hatte, konnte ich es zunächst gar nicht glauben, habe es dann im Internet recherchiert – unter anderem bei der TAZ – und es stimmt tatsächlich. Das vergällt einem gründlich die Lust auf einen Urlaub auf der Insel.

Um dieses Thema dreht sich der Thriller des Italieners Massimo Carlotto. Eine junge Tierärztin untersucht Missbildungen an Schafen, die in der Nähe des Versuchsgeländes weiden und zieht damit die Aufmerksamkeit aller Parteien auf sich, die an dem Gebiet verdienen: Grundbesitzer, Lokalpolitiker, Militärs, Polizei und die Mafia. Besonders letztere geht über Leichen, um ihre Pfründe zu verteidigen. Eine weitere Hauptfigur, die unfreiwillig in die Geschehnisse verwickelt wird, ist ein ehemaliger Soldat, der in Afghanistan einen schwunghaften Drogenhandel betrieben hat und dessen alte Partner ihn nun nicht mehr von der Leiste lassen.

Ein sehr brisantes Thema für die Trauminsel und ich kann mir vorstellen, dass der Autor auf Sardinien nicht gern gesehen wird. Das ist umso spannender, wenn man weiß, dass er genau dort lebt. Das Buch ist schnell gelesen, das Thema ist ein echter Aufreger. An einigen Stellen merkt man ein bisschen, dass das Thema, nicht die Figuren der Grund für den Thriller sind. Das stört aber nicht weiter. Das Buch hatte für mich aber doch einen Schwachpunkt. Der „Held“ ist keine sympathische Figur. Man hält als Leser zwar automatisch zu ihm, doch besonders gut leiden konnte ich ihn nicht. Ich stehe nicht auf Dealer.

Der genannte Co-Autor „Mama Sabot“ ist übrigens ein Zusammenschluss von neun investigativen Journalisten, die längere Zeit zum Thema recherchiert haben. Eigentlich erstaunlich, dass ich vorher noch nie etwas davon gehört habe.

 

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