Silvia Kaffke: Das rote Licht des Mondes

Quelle: rororo

Deutschland 2010, rororo

In Ruhrort, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, lebt Lina Kaufmeister bei ihrer Familie, wohlhabenden Kaufleuten. Sie ist leicht verkrüppelt, außerdem intelligent und nicht auf den Mund gefallen, und so ist sie trotz ihrer Schönheit keine Frau, die man heiraten möchte. In der damaligen Zeit sind Frauen wie sie nicht gefragt. Sie lebt im Hause ihres Bruders, der das Sagen hat und ist dort eine Art Haushälterin. Doch sie träumt davon, auf eigenen Beinen zu stehen, was in der damaligen Zeit für eine unverheiratete Frau praktisch unmöglich ist.

Zur gleichen Zeit werden zwei tote junge Mädchen aufgefunden, nicht nur ermordet, sondern es wurde ihnen das Herz aus dem Leib geschnitten. Lina findet die Leichen und lernt dabei den Polizeicommissar Robert Borghoff kennen. Sie freunden sich schnell miteinander an: verwandte Seelen. Bald schon werden die nächsten Leichen gefunden. Lina macht sich ihre Gedanken über die Morde, doch hauptsächlich versucht sie, die Freiheit zu erringen. Dabei kommt sie dem Hintergrund der Morde näher als ihr lieb ist.

Ich bin kein Fan historischer Roman (ich finde die meisten kitschig), aber dieser hier ist einer der besten, die ich gelesen habe. Die Figuren sind sympathisch (jedenfalls die wichtigen) und absolut überzeugend. Lina Kaufmeister ist eine Heldin, die man sofort ins Herz schließt. Man begleitet ihren Kampf für ein selbstbestimmtes Leben mit Enthusiasmus. Die Geschichte drum herum ist spannend, gut geschrieben und die Autorin hat wirklich sehr gründlich recherchiert. Das allein hätte schon ausgereicht, um das Buch wärmstens zu empfehlen, aber was für mich persönlich die Geschichte noch interessanter macht, ist der Schauplatz. Ich habe lange in Duisburg gelebt, habe in Ruhrort gearbeitet und eingekauft und immer eine Vorliebe für diesen nebligen und von Wasser umgebenen Stadtteil gehabt. Die Straßen, die sie beschreibt, sind mir wohlvertraut, wenn auch ganze Teile der ehemaligen Altstadt schon lange verschwunden sind. Es ist interessant zu erfahren, wie sich der Alltag in dieser Zeit abgespielt hat und sich vorzustellen, dass zum Beispiel damals eine Reise nach Duisburg fast einen halben Tag mit der Kutsche gebraucht hat und heute 5 Minuten. All die Brücken hat es noch nicht gegeben… Für Krimifans ein echter Tipp, für Duisburger und Ruhrorter ein Muss.

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