D 2020, Heyne Verlag
„In Ihrem inneren Kind aber ist all Ihr kreatives Talent noch vorhanden. Nutzen Sie es!“
Nachdem im ersten Band „Achtsam morden“ Rechtsanwalt Björn Diemel ganz achtsam mehrere Menschen um die Ecke gebracht hat, damit er sein Leben wieder auf die Kette bekommt, alles unter fürsorglicher Anleitung des Achtsamkeitstrainers Joschka Breitner, steht er jetzt vor einem Dilemma. Der ehemalige Mafiaboss Boris hockt im Keller des Kindergartens, den Björn notgedrungen übernehmen musste, weil sein Kind sonst keinen Platz bekommen hätte. Was soll man mit Boris machen? Er kann ja nun nicht ewig dort unten sein Dasein fristen. Eine Lösung muss her. Aber auf keinen Fall ein Mord. Björn hat beschlossen, nicht mehr zu morden. Leider ist ihm allerdings während des Urlaubs mit Kind und Exfrau schon wieder ein Mord sozusagen „passiert“, nur weil er aus nichtigen Gründen wahnsinnig sauer geworden ist. Björn beschließt noch einmal die Dienste des Achtsamkeitstrainers in Anspruch zu nehmen. Dieser macht ihn mit seinem inneren Kind bekannt. Dieses Kind versucht, alle Kränkungen seines jungen Lebens zu verarbeiten, indem es zurückschlägt. Das ist leider manches Mal konträr zu den Wünschen des erwachsenen Björn. Börns Leben ist schon ziemlich kompliziert, wird dann aber leider noch schwieriger. Jemand weiß, dass Boris im Keller steckt und erpresst ihn. Gleichzeitig bekommt er unfreiwillig einen neuen Mandanten, der ihm zutiefst unsympathisch ist. Und als wäre das nicht genug, kommt er auch noch in Kontakt mit einer weiteren kriminellen Familie. Jetzt hat er schon drei von der Sorte am Hals. Doch dann kommt ihm sein inneres Kind unvermittelt zur Hilfe.
Wenn man einen zweiten Band liest, nachdem der erste ein Knaller war, befürchtet man zunächst ein Absacken. Aber dieser Krimi ist genauso unterhaltsam wie der erste. Björn versucht weiterhin, alle Bälle in der Luft zu halten und es wird schwieriger und schwieriger und man fragt sich als Leserin, wie er da wieder rauskommen soll, möglichst mit heilen Knochen. Genau wie im ersten Band steht am Anfang jedes Kapitels eine Weisheit des Achtsamkeitstrainers und die Weisheiten sind gar nicht dumm. Man kann so manches davon ins eigene Leben übertragen. Und die Sache mit dem inneren Kind fand ich eigentlich immer bescheuert, aber bei der Lektüre des Romans wurde ich eines Besseren belehrt.
Ein äußerst unterhaltsamer Kriminalroman, bei dem allerdings weiter mehr Leichen vorkommen, als der Protagonist sich das gewünscht hat. Aber wenigstens muss er nicht zum Mordinstrument greifen. Kreativität ist gefragt.