Mick Kitson: Sal

OT: Sal, GB 2018, D 2019, Verlag Kiepenheuer & Witsch

Peppa hatte im selben Alter mit dem Weinen aufgehört wie ich, so mit acht, und seitdem haben wir beide nicht mehr geweint.

Zwei Menschen in einer leeren Landschaft

Copyright: Kiepenheuer & Witsch

Sal und Peppa, ungleiche Schwestern, müssen von zuhause weg. Sal, 13 Jahre, hat sich gut vorbereitet. Sie hat ohne Ende Youtube-Videos gesehen und Bücher gelesen und weiß, wie man in der Wildnis überlebt. Sie kann Kaninchen töten und abziehen, sie kann einen Unterschlupf bauen, sie weiß, wie man Feuer macht. Mit ihrer jüngeren Schwester fährt sie mit dem Bus in die wilde Landschaft von Schottland und sie bauen sich dort, fernab von anderen Menschen, einen Unterschlupf. Dabei tut Sal, was immer sie kann, um es für Peppa so erträglich und schön wie möglich zu machen. Eines Tages treffen sie auf Ingrid, eine ehemalige Ärztin, die schon seit Jahren in den Wäldern lebt. Ingrid hat ein hartes Leben hinter sich und erzählt den Mädchen davon. Als Peppa sehr krank wird, kann Ingrid, eine ehemalige Ärztin, ihr helfen. Doch ist das Ende des Lebens in der Wildnis abzusehen.

Ich weiß nicht so genau, warum der Verlag mir diesen Roman zugeschickt hat. Eigentlich bespreche ich nur Krimis und ich fühle mich echter Literatur nicht so ganz gewachsen. Normalerweise hätte ich das Buch  nie gelesen, denn das Thema interessiert mich eigentlich nicht so brennend, aber dann hätte ich wirklich etwas verpasst. Die Figur der Sal ist eine der tapfersten und ungewöhnlichsten Heldinnen der letzten Zeit. Wie sie vollkommen rational das Problem angeht, ihre kleine Schwester vor dem gleichen Martyrium zu beschützen, das sie selbst seit Jahren durchlebt, und dabei noch ihre alkoholkranke Mutter beschützt, ist wirklich bewundernswert. Sie ist keineswegs einfach nur ein Opfer, sondern sie sucht nach einer nachhaltigen Lösung und findet sie auch. Dabei hätte man normalerweise einem Kind, das aus solchen Verhältnissen kommt, so etwas nicht zugetraut. Und was am erstaunlichsten ist: sie hat dabei die Liebe nicht verloren. Sie liebt ihre Schwester und will sie retten und sie liebt auch ihre Mutter, eine schwache Person, die den Kindern keine Stütze ist. Sal ist die Starke der Familie und wird dieser Rolle mehr als gerecht. Sie jammert nicht, sie macht.

Sal und die anderen Personen sind wunderbar beschrieben und das Mädchen wächst einem schnell ans Herz. Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben, wodurch der Leser noch mehr das Gefühl bekommt, in Sals Gedankenwelt einzutauchen. Auch die Beschreibung der sie umgebenden Natur und nicht zuletzt der Überlebenstechniken ist sehr gelungen. Man wünscht ihnen nur das Beste und weiß doch zugleich, dass es ein Happy End wie in Hollywood nicht geben kann. Eine absolut ungewöhnliche Heldin und auf jeden Fall ein Buch, das man gelesen haben sollte.

 

 

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