Donna Leon: Lasst die Kinder zu mir kommen

OT: Suffer the Little Children, D 2008

Commissario Brunettis sechzehnter Fall. In diesem Buch gibt es keinen einzigen Toten, doch ein Thema, das um so trauriger ist.

Mitten in der Nacht dringen schwerbewaffnete Carabinieri in die Wohnung eines bekannten Kinderarztes ein, um seinen – illegal adoptierten, doch heißgeliebten – Sohn zu holen. Der Arzt wird dabei schwer verletzt. Commissario Brunetti wird ans Krankenbett gerufen und hat seine liebe Mühe herauszufinden, was eigentlich passiert ist. Der verletzte Mann selbst kann nicht sprechen und seine Frau scheint eigenartig unberührt von der ganzen Angelegenheit. Langsam schält sich ein Teil der Wahrheit heraus: der Arzt ist in eine großangelegte Untersuchung geraten, in der es um illegale Adoptionen geht. Die Situation geht Commissario Brunetti, selbst Vater von zwei Kindern, gewaltig an die Nieren. Die Kinder, die aus ihren Familien unvermittelt herausgerissen werden, kommen nicht etwa zurück zu ihren Familien, sondern landen in einem staatlichen Waisenhaus. Was gibt es Schlimmeres für ein Kind? Und auch die Eltern stehen einer Situation gegenüber, die sich ähnlich auswirkt wie der Tod eines Kindes.

Bei all den Berichten über Kinder, die „verkauft“ werden, vergisst man oft eins. Nicht alle Kinder erwartet ein schreckliches Schicksal. Das ist sicherlich häufig der Fall, doch oft sind es auch einfach Menschen, die sich nach einem Kind sehnen und keines bekommen können. Sie lieben „ihr“ Kind, vollkommen egal wo es herkommt und keiner kann mir erzählen, dass ein Kind aus einem afrikanischen, rumänischen oder sonstwie Waisenhaus, wo es ohne Eltern und ohne Zukunft leben muss, nicht besser dran ist, wenn es von einer Familie adoptiert wird. Wurzeln sind ja vielleicht ganz wichtig, aber eine Zukunft auch. Man muss seine Wurzeln ja nicht verleugnen. Liebevolle Adoptiveltern, legal oder nicht, werden schon dafür sorgen, dass das Kind eine Beziehung zu seiner Herkunft aufbaut.

Das Buch hat ein sehr packendes Thema, das vermutlich niemanden kalt lässt. Trotzdem ist es nicht der beste Roman von Donna Leon. Es lässt den Leser irgendwie unbefriedigt zurück.

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