Klaus Peter Wolf: Totenstille im Watt

D 2017, Fischer-Verlag

Diese Besprechung stammt von der Buchhändlerin aus Leidenschaft, Anja Lindenau, die sich freundlicherweise bereit erklärt hat, eine Besprechung zu übernehmen.

Auch in Ostfriesland wird gemordet

Coverbild

Copyright: Fischer-Verlag

Es ist der erste Ostfriesen-Krimi des Autoren, den ich gelesen habe.

Schon auf den ersten Seiten lauscht man dem Ich-Erzähler gebannt und liest sich fest.

Es geht um den bei seinen Patienten äußerst beliebten Arzt Dr. Bernhard Sommerfeldt aus Norddeich. Erst vier Jahre praktiziert er in diesem wunderschönen Ort an der Nordseeküste. Vorher hatte er ein anderes Leben und eine völlig andere Persönlichkeit, die er vollständig hinter sich gelassen hat. Mit viel Humor erzählt Dr. Sommerfeldt aus seiner ungeliebten Vergangenheit, in der er das Erbe seines Vaters als Vertreter des familieneigenen Modelabels sehr wider Willen angetreten hat. Als er die Firma völlig naiv in den Ruin geführt hat, verlässt er die verhasste Ehefrau und gestrengen Eltern, um eine neue Identität anzunehmen. Er ist nun ein Mann mit Prinzipien. Er liebt gute Bücher, exklusives Essen und die Stille im Watt. Außerdem geht er seinem neuen Beruf als Arzt mit Begeisterung nach und macht für seine Patienten alles möglich. Vor allem aber liebt er Beate. Mit ihr hat er die Frau seines Lebens gefunden und würde alles tun um sie glücklich zu machen. Das führt indirekt dazu, dass er zum sechsfachen Mörder wird. Und das mit bestem Gewissen. Diese Sichtweise, sich über Recht und Moral zu erheben, lässt den Leser immer mehr am Ich-Erzähler zweifeln. So nach und nach kann man sich immer weniger mit diesem zuerst so sympathischen Menschen identifizieren. Zu Recht kommt man über die in der heutigen Literatur so oft thematisierte Selbstjustiz ins Grübeln.

Der Autor bietet seinen Leser auf jeden Fall Lesevergnügen und Spannung bis zum Schluss  und ich freue mich auf den zweiten Band!

Anja Lindenau

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