T. Coraghessan Boyle: Die Frauen

Quelle: dtv Verlag

OT: The Women, USA 2009, Carl Hanser Verlag 2009, dtv 2011

Das Leben des großen amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright, nicht als dröge Biographie, sondern anhand seines Liebeslebens erzählt, ist ein Buch, das man gern liest. Der Ich-Erzähler, ein fiktiver japanischer Schüler von Wright namens Sato Tadashi, erzählt die Geschichte der vier Frauen im Leben des Architekten, nicht chronologisch, sondern er rollt sie sozusagen von hinten auf. Dabei zeichnet er das interessante Bild eines Mannes, der einer der genialsten Architekten der Welt war und der in Hinblick auf diese – seine – Kunst absolut zielstrebig vorging. Alles andere hatte sich dem unterzuordnen. Kleinliche Hindernisse wie der ständige Geldmangel existierten für ihn nicht, das Problem hatten andere zu lösen. Auch die öffentliche Meinung, die wegen seiner Frauengeschichten oft gegen ihn war, interessierte ihn nur insofern, als sie eventuell einen Auftraggeber verschrecken könnte. Die Gesellschaft der damaligen Zeit, sowohl auf dem Land, als auch in den großen Städten, war eine sehr bigotte Welt. Ein Paar, das ohne Trauschein zusammenlebte, war eine moralische Katastrophe. Heute würde kein Hahn mehr danach krähen. Doch vollkommen unbeirrt ging Frank Lloyd Wright seinen architektonischen Weg, allerdings zahlte er dafür auch einen hohen Preis.

Es ist der perfekte Stoff für T. C. Boyle, dem großen Erzähler. Er baut eine Geschichte auf, die vielleicht nicht immer historisch korrekt ist, aber auf jeden Fall unterhaltsam.

Das einzige, was schade ist bei der Ausgabe von dtv: es gibt keine Fotos. Ich hätte gern das eine oder andere Foto von Taliesin und seinen anderen Bauten gesehen. T. C. Boyle selbst lebt in einem von F. L. Wright entworfenen „Prairie House“ in Montecito, Kalifornien, das er 1993 restaurieren ließ.

 

Dieser Beitrag wurde unter Kein Thriller, USA veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.